Full text: Die Juden und das Wirtschaftsleben

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sich derselben bedienen; gehen sie nun ‘verloren, braucht 
er nicht dafür aufzukommen. Der Krämer gleicht dem 
Privatmann, so lehrt R. Meir (100—160); R. Jehuda 
(136—200) dagegen: der Krämer ist wie der Bankier an- 
zusehen ...‘ B. m. 43% (Übers. Sammter) usw. 
Möchte ich die starke rechnerische Begabung 
betonen, die sich deutlich bei den Talmudisten, aber auch 
schon früher bei den Juden nachweisen läßt. ; 
Jedermann müssen die exakten Zahlenbestimmungen, schon in der 
älteren Literatur (von der Bibel angefangen), auffallen. Al. Moreau de 
Jonnes, Stat. des peuples de l’antiquite 1 (1851), 98 meint im Hinblick 
auf die hervorragenden Leistungen der altjüdischen Statistik: „La race... 
possedait une capacite singuliere: l’esprit de calcul et pour ainsi dire le genie 
des nombres.“ Über die Volkszählungen in der Bibel schrieb mit fach- 
männischem Urteil in neuerer Zeit Max Waldstein in der Statist. Monats- 
schrift, Wien 1881. 
Was mir aber ebensosehr, wenn nicht mehr, als diese tief- 
gründigen Erörterungen der Rabbanen auf eine spezifisch jüdische 
Begabung für das Geld und Kreditwesen schließen läßt, ist der 
Erfolg, mit dem sie zu allen Zeiten ihre Geschäfte betrieben 
haben. Dieser Erfolg findet seinen imposanten Ausdruck in der 
5. Tatsache des jüdischen Reichtums. 
Es läßt sich mühelos feststellen, daß, solange es eine jüdische 
Geschichte gibt, die Anhäufung großer Reichtümer bei einzelnen 
Juden ebenso wie die durchschnittlich größere Wohlhabenheit 
der jüdischen Bevölkerung. nicht bezweifelt werden kann, und daß 
zu allen Zeiten und in allen Kulturen der jüdische Reichtum 
gleichsam sprichwörtlich gewesen ist, 
Das fängt mit König Salomo an, der selbst unter den reichen 
orientalischen Fürsten durch seinen Reichtum berühmt war, 
wenn er auch nicht gerade aus glücklichen Geschäften seinen 
Reichtum‘ aufgebaut hatte (obgleich man nie wissen kann!). 
Das ist der Fall während des babylonischen Exils und bald 
nachher. Wir erfahren aus den Berichten der Bibel, daß einzelne 
Exulanten nach kurzer Zeit in der Lage waren, Gold und Silber 
nach. Jerusalem zu schicken (Zach. 6, 10, .11). Wir ersehen aus 
den Handelskontrakten der Nippurausgrabungen, daß die Juden 
während ’des Exils im Euphratlande eine hervorragende Rolle 
im Wirtschaftsleben spielten 5%, Wir wissen, daß die aus dem 
Exil Heimkehrenden große Vermögen nach Palästina zurück-
	        
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