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namentlich während des 16., 17. und 18. Jahrhunderts die ein-
[lußreichsten Heereslieferanten und die leistungsfähigsten Geld-
geber der Fürsten und glaube diesem Umstande eine überragende
Bedeutung für den Entwicklungsgang des modernen Staates zu-
messen zu sollen. Dafür wird es keiner besonderen Begründung
bedürfen. Worauf es nur wieder ankommt, ist dies: den
quellenmäßigen Nachweis für die Richtigkeit des behaupteten
Tatbestandes zu erbringen. Das soll.im folgenden versucht
werden: abermals mit all’ den‘ Vorbehalten, die ich schon bei
den vorhergehenden Abschnitten glaubte machen zu sollen: ins-
besondere mit dem ausdrücklichen Bemerken, daß die wenigen
Belege, die ich für die jetzt in Rede stehende Behauptung er-
bringe, selbstverständlich nur den Anfang einer gründlichen und
erschöpfenden Behandlung des Problems bilden sollen, und nicht
den geringsten Anspruch erheben, vollständig zu sein. Wieder-
um ist hier eine Stelle, von wo aus Dutzende von Spezialunter-
suchungen in Zukunft ihren Ausgangspunkt nehmen möchten. ‘,
I. Die Juden als Lieferanten ;
Ich will nicht auf die Zeit vor 1492 zurückgreifen, weil sie
aus dem Kreise dieser Betrachtungen im wesentlichen aus-
geschieden werden soll (und für uns nur als Vorgeschichte in
ihrer ursächlichen Bedeutung für spätere Vorgänge in Betracht
kommt). Sonst ließen sich für die Wirksamkeit der Juden als
Heereslieferanten in Spanien und anderswo zahlreiche Zeugnisse
anführen.
Wir verfolgen sie aber gleich in ihrem neuen Wirkungs-
kreise und begegnen ihnen hier zunächst in England während
des 17. und 18. Jahrhunderts in der gedachten Eigenschaft.
Während des Commonwealth ist der bei weitem bedeutendste
Heereslieferant Ant. Fern. Carvajal, „the great Jew‘‘, der zwischen
1630 und 1635 in London einwandert und sich bald zu einem
der leitenden Kaufleute ‚des Landes aufschwingt. Im Jahre 1649
gehört er zu den fünf Londoner Kaufleuten, denen der Staatsrat
die Getreidelieferung für das Heer überträgt!®, Er soll jährlich
für 100000 £ Silber nach England gebracht haben. In der
darauffolgenden Periode, namentlich in den Kriegen Wilhelms 11J,,
tritt ‚als. „the great contractor‘““ vor allem Sir Solomon Medina,
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