6. Gruppen von Mädchen und Frauen
Es würde für unsere Untersuchung einen unschätzbaren Vorteil
bedeuten, wenn die drei Bücher pindarischer Partheneia, welche die
alexandrinische Bibliothek besaß, erhalten wären. Denn in dieser
Dichtgattung ist die Beziehung zum weiblichen Geschlecht schon
von vornherein gegeben. Pindars Lieder für Mädchenchöre sind
jedoch bis auf zwei größere und wenige kleine Fragmente verloren,
Es wird unsere Aufgabe sein, aus diesen kargen Resten eine Vor-
stellung von den singenden Mädchen und von Pindars Verhältnis
zu ihnen zu gewinnen. Der Umfang des Erhaltenen würde uns
kaum berechtigen, dem Thema „Gruppen von Mädchen und
Frauen“ ein ganzes Kapitel zu widmen. Indessen werden hier
mehrere Äußerungen des Dichters dazugenommen und vorweg be-
handelt, die eine Gesamtheit betreffen und somit indirekt ein Par-
theneion oder zum mindesten eine Mädchengruppe vor Augen führen.
Eine solche Äußerung findet sich P. 2, 15ff. Für die Dankbarkeit
einer Gesamtheit in alter Zeit wird als Beispiel erwähnt, daß die
Kyprier bis auf den heutigen Tag den Priester Kinyras preisen.
V. 18 wird ein Ereignis der Gegenwart dazu in Parallele gesetzt:
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Lokrische Mädchen singen Lob- und Danklieder auf Hieron, der
ihnen nach dem Kriege mit Anaxilas von Rhegion durch seine
Macht Sicherheit gewährleistet. Pindar bringt uns in diesem Satz
eine Mädchengruppe vor den Blick, die er wohl selbst auf der Rück-
fahrt von Sizilien 475 gesehen hat, da der Weg über Lokroi führte
(vgl. Wilamowitz 287). Beide aufeinander bezogenen Vorgänge, die
Danksagungen der Kyprier sowie die der Lokrerinnen (V. 15 u& —
V. 18a 08€) sind Exempla für Pindars Dank an Hieron (vgl. Schade-
waldt 328). Neben diesem Dankgefühl soll in den Versen die Be-
rühmtheit des Tyrannen ausgedrückt. werden,