34
2. Weissagung
raterin: ihr Rat ist, Thetis dem frommen Peleus zu vermählen.
Nach den Worten der Göttin spricht wieder der Dichter (V. 45):
Öc pdro Koovldais &vEnowa Ded*
tol 6° Ent yiegpdpoıs
vedoavy ädaydrtoıoıV" Enkwv Ö8 xapnıdc
00 xatEpÜwE. payTti yAp Eör” Aleyeıy
xal yduov OEtioG ÄvaxrtE.
„So sprach zu den Kroniden die Göttin.‘ Auch hier wird die Ge-
stalt nicht deutlich vergegenwärtigt. Aber die Wirkung ihres
Appells vernehmen wir und bekommen damit einen Eindruck von
ihrem Ansehen unter den Göttern: die Kroniden sagen zu. „Die
Frucht ihrer Worte verdarb nicht. Denn, wie man erzählt, ließen
sich die beiden Herrscher die gemeinsame Sache (der Götter, näm-
lich die Verhütung einer ‚Götterdämmerung‘) und die Vermählung
der Thetis angelegen sein?).‘‘ Die Worte der weisen Themis siegen
also über die Leidenschaft der mächtigsten Götter. Daß erst Pindar
der Themis die lange Rede gegeben hat, durch die die Orakelgöttin
verlebendigt wird wie nirgend sonst, darf wohl als sicher gelten?).
Mit dem Namen der Themis verband Pindar, ihrem Wesen ge-
mäß, die Vorstellung der Prophetin, Die Göttin der Orakelsprüche,
die bei Göttern und Menschen gelten, erscheint in ihrer würdigsten
Funktion, der Weisung des höheren Willens. Dies Bild ist in Pindars
Glauben fest verankert. Vielleicht hat er noch einmal in einem
leider nicht rekonstruierbaren Paian (8b) die Göttin weissagen
lassen. Soviel sich hier überhaupt erkennen läßt, ist auch in diesem
Falle nicht von der körperlichen Erscheinung der sprechenden
Person die Rede. Allerdings bleibt es ungewiß, ob hier wirklich
Themis das delphische Orakel an die” Aroilwrlöar, von denen Pindar
Fr. 192 spricht, abtritt 3),
Die Orakelgöttin Themis begegnet bei Pindar auch sonst, so in
der Vision am Eingang von P. 11. Apollon fordert dort die Heroinen
von Theben auf, ins Ismenion zu kommen, auf daß sie die „heilige
Themis und Pytho und den gerecht richtenden Nabel der Erde am
1) Die Worte &%v” dldyem xal yduov Oktws verstehe ich wie Farnell 2,
382. Nur ist die Änderung von ävaxta, was die Handschriften bieten, in
ävaxte, die schon Triklinios vorgenommen hat, Farnell dagegen ablehnt,
unumgänglich; vgl. Schroeder gr. Ausg. z. St.
?) Vgl. Wilamowitz, Aischylos-Interpretationen 133, 2.
8) Wie Schroeder (Appendix 1923, 542) vermutet. Er schließt selbst
seinen Erklärungsversuch mit: „Obscura omnia, nec tamen desunt magnae
D0OESECO8 8igna.‘“