VORWORT
Die gewaltige Bedeutung der Reformbewegungen innerhalb der Orden
im Verlaufe des 15. Jahrhunderts für die allgemeine Geschichte, die
Kirchengeschichte und für die Ordensgeschichte selbst kann nicht leicht
überschätzt werden. Sie sind nicht minder wichtig für die Überlieferung
des gesamten mittelalterlichen Geistesgutes. Seine Erhaltung wird zu
einem großen Teile den Skriptorien der Reformklöster, gleichgültig welchen
Ordens, des 15. Jahrhunderts verdankt. „The majority of the existing mss
and early printed books in modern libraries come from these monastic
libraries and owe their survival to the bibliophile activity of the fifteenth-
century monks.‘“1 Eine der bekanntesten und wichtigsten dieser Reform-
bewegungen wurde die Bursfelder Kongregation des Benediktinerordens.
„Der Name von Bursfeld leuchtet als heller Stern in der benediktinischen
Geschichte des 15. Jahrhunderts. Seit den Tagen von Cluny ist im Orden
der schwarzen Mönche kein Name mehr mit soviel Verehrung und Liebe
genannt worden wie der des kleinen braunschweigischen Klosters im fernen
Norden Deutschlands.‘‘? Die eigentliche Wiege aber dieser Reformbewe-
gung war Klus, ein kleines und unscheinbares Benediktinerkloster, etwas
nördlich gelegen von dem durch sein Reichsstift bekannteren braunschwei-
gischen Städtchen Gandersheim. Hier ist die Heimat der nachmals so be-
rühmt gewordenen Reform, mit der sich die hier vorgelegte Arbeit be-
schäftigt.
Trotz der nicht wenigen bereits vorliegenden Untersuchungen zur Ge-
schichte der Bursfelder Reform hoffe ich mit dieser Studie etwas Neues
bieten zu können. Es wird hier nicht eine Geschichte der Reformbewegung
zegeben, vielmehr eine Beschreibung von der Durchführung der Reform
und ihren Wirkungen bzw. Ergebnissen in einem einzelnen Kloster, eben
dem Mutterkloster Klus. Eine derartige, nach dem Befund des Quellen-
materials möglichst alle Seiten des Klosterlebens in Betracht ziehende Dar-
ı E. Ph. Goldschmidt, Gothic and Renaissance Bookbindings (1928) S$. 12.
* Stephanus Hilpisch, Geschichte des benediktinischen Mönchtums (1929)
S. 286.