Full text: Die Nacht des Dr. Herzfeld

Und so wäre auch heute Abend Doktor Herzfeld, nach 
dem er zum dritten Mal sein ti—ta ta ta—t u m ta ti ge 
flötet hatte, ohne weiteres allein losgezogen, — denn trotz 
dem es Sommer war, hätte er doch ein paar von dem 
Schwarm angetroffen, — aber gerade als er zum dritten 
Mal mit dem Stock auf das Pflaster stieß und dabei 
prüfend an den hellen Wänden, an den Fenstern hoch zum 
Himmel sah, der schon ganz weiß, und vom letzten Licht 
durchflutet, wie ein blanker Blechdeckel da oben zwischen den 
Dächern faß, und gerade als er sich schon umwenden wollte, 
da hörte er hinten im Haus eine Tür klappen, und dann 
trat Hermann Gutzeit heraus, groß, massig und schwer in 
seinem dunklen Havelock, und zupfte sich im Gehen noch die 
Krawatte zurecht. 
Nebenbei war Hermann Gutzeit nur ganz wenig jünger 
als Doktor Herzfcld. Also guter Vierziger. Groß war er im 
Gegensatz zu Doktor Hcrzfeld, ein wenig aufgeschwemmt, 
schwer und graublond. Das Haar stand ihm nicht wie eine 
Gloriole um den Kopf, sondern schon mehr wie auf frühen 
Bildern jene Art von Heiligenschein, die in drei Strahlen 
vom Haupt der Märtyrer ausgeht: rechts und links von 
den Schläfen steht je ein Strahlenbüschel, und schnurgerade 
über dem Scheitel steigt ein drittes empor; dazwischen aber 
glänzt der kahle Schädel. So stand Hermann Gutzeit das
	        
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