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europa und die Herrschaft in Asien und Afrika eingestellt ist.
Berlin—Bagdad erscheint ergänzt um Berlin—Warschau—Kiew
—Odessa.
Der Osten, die Russen und die Kleinvölkerzone wären für
Deutschland vorteilhafter als Gebietsteile des Westens (Belgien,
Elsaß-Lothringen, Teile von Frankreich); beherrscht Deutschland
den Osten, wird es Herr auch des Westens. Europa, ja die
ganze Menschheit, braucht Rußland, ein selbständiges und starkes
Rußland.
Rußland kann längere Zeit militärisch nicht zur Geltung
kommen. Napoleons Voraussage, Europa werde kosakisch
werden, hat sich nicht erfüllt. Europas Entwicklung geht auf
Freiheit und Menschlichkeit. Hierzu vermag Rußland, das die
Republik und Demokratie anstrebt, beträchtlich beizutragen und
es trägt auch schon bei, obgleich bei der allzu großen Negativität
seiner Revolution sein Einfluß auf Europa schwächer ist, als die
politisch kurzsichtigen Bolschewiken vermeinen. Vorläufig aber
braucht Rußland die Hilfe der Verbündeten zu seiner administra
tiven Reorganisation.
Rußland hat sich in Europa Geltung verschafft durch seinen
Puschkin, Turgenev, Tolstoj, Dostojevskij, Gorkij — Rußland
wird auch einen großen politischen Einfluß haben, wenn es seine
Revolution folgerichtig durchführt, — aber es muß eine Re
volution der Köpfe und Herzen sein. Mit dem russischen Zaris
mus fällt auch der Wiener und der Berliner Zarismus, welch
letzterer der gefährlichere ist, weil er sich auf die Wissenschaft
und einen entwickelten Kapitalismus stützt. Der Zarismus der
Romanows war ungebildet und roh und eben darum weniger
schädlich — schlimmer ist jetzt der Zarismus der russischen
Masse und der Revolutionäre. Den Zar haben sie beseitigt, aber
den Zarismus haben sie nicht überwunden.
18 .
Ohne Kritik der Verbündeten?
42. Ich erwarte den Einwand, daß ich die Deutschen und die
Österreicher einer Kritik unterziehe und über die Verbündeten
mich ausschweige.
Ich hätte hierzu ein methodisches Anrecht: es waren die
Deutschen, nicht die Verbündeten, die sich als Lehrer, Führer,