34
kratische. Die Aristokratie ist oligarchisch und eine besondere
Form der Oligarchie ist die Monarchie, welche auf der bisherigen
niedrigen Stufe des wissenschaftlichen und philosophischen Kri
tizismus (nicht von den Massen allein!) als Theokratie gefaßt
wird. Die ursprüngliche anthrcpomorphistische Denkweise konnte
den Gedanken der Demokratie nicht erfassen, darum wurde der
Monarch der Repräsentant und zugleich das geradezu vergöttlichte
Subjekt aller Macht. (Mon-arch = Allein-Herrscher.) Die Begriffe
Gott und Monarch fließen sonderbar ineinander. Alle Monarchien
waren theokratisch, und insbesondere bildete sich im Mittelalter
die große päpstlich-römische Theokratie heraus; durch die Re
formation zerfiel diese Theokratie in kleinere Theokratien. Derart
entstanden die modernen absolutistischen Staaten, aber zugleich
nimmt gegen sie und in ihnen die Demokratie an Kraft zu. So
stehen auf dem jetzigen Stadium der politischen Entwicklung die
theokratische Monarchie und die Anfänge der Demokratie einander
gegenüber, (die Republiken, die konstitutionellen Monarchien,
das Streben nach Autonomie und Föderation — Selfgovernment
■— innerhalb der Staaten.)
Einer der mächtigen Hebel der Demokratie ist das nationale
Streben, die Bemühungen der unterworfenen Nationen um po
litische Selbständigkeit und das Streben nach Anerkennung der
Nationalität als eines höheren, wertvolleren Prinzips als der Staat
ist. In Preußen, Österreich, Rußland, der Türkei wandte sich
die Nationalitätsbewegung naturgemäß gegen den Absolutismus,
und der Absolutismus war der Feind der Nationalität.
Der Unterschied, der zwischen den Verbündeten und den
Zentralmächten besteht, ist der Unterschied der Demokratie
und der theokratischen Monarchie — Preußen steht an der Spitze
der mittelalterlich-theokratischen Monarchien. Das preußische
Deutschland, Österreich, die Türkei, Bulgarien haben sich nicht
bloß darum verbunden, weil sie Nachbarn sind, sondern auch
aus innerer politischer Verwandtschaft. Sie sind undemokratische,
absolutistische, theokratische Staaten, in denen das Parlament,
obwohl es auf dem Papiere als gesetzgebend normiert ist, doch
nur eine beratende und ausführende Funktion hat — die po
litische Entscheidung und Führung ist dem Monarchen und seinen
aristokratischen Mitherrschern Vorbehalten. Dieser Unterschied
zeigt sich daher auch in der Auffassung der Nationalitätsfrage:
Die Verbündeten verkünden das Recht der Nationen auf Selbst-