Full text: Das neue Europa: der slavische Standpunkt

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erlegte Aufgabe erfüllt, wie dies einer der Führer (der Abge 
ordnete Iro) offen bekannt hat. 
Europa und Amerika haben die Wahl zwischen einer ent 
arteten Dynastie und der Freiheit von neun Nationen, denn 
auch die Deutschen und die Magyaren werden sich zu einem 
höheren Grade politischer Sittlichkeit aufschwingen, wenn sie 
gezwungen sein werden, die Ausbeutung anderer Nationen auf 
zugeben und darauf zu verzichten, einer rückschrittlichen Dynastie 
zu dienen. 
Österreich ist längst schon im Niedergang begriffen. Schritt 
für Schritt mußte es auf seine peripheren Ländereien (schweizer,, 
belgische und italienische Provinzen) verzichten, durch Preußen 
wurde es aus Deutschland verdrängt und im Innern trat der 
Zerfall mit dem Dualismus ein. Die Auflösung Österreichs ist 
ein natürlicher und notwendiger historischer Prozeß. 
29. Manche pangermanischen Politiker Österreichs dachten 
Österreich durch Verkleinerung zu kräftigen. Durch Überlassung 
des Trento an Italien, durch Abtreten der Bukowina, wenn nötig, 
und vielleicht auch sogar eines Teiles oder des ganzen Galiziens 
würde nach diesen Plänen Österreich nicht schwächer werden; 
es wäre gegen Italien geschützt, Galizien stünde unter öster 
reichischem und deutschem Einflüsse und für die abgetretenen 
Länder fände man in Rußland und auf dem Balkan Ersatz. Die 
Selbständigkeit des kleinen entkräfteten Serbien würde auf ge 
raume Zeit dem Plane, die Jugoslaven unter Österreich zu einigen 
und derartig den Balkan zu besetzen, nicht im Wege stehen. 
Diese Pläne sind rein pangermanisch. Von den Pangermanen 
wurde schon vor längerer Zeit im Wiener Parlament (von 
Schönerer selbst) die Loslösung von Galizien und Dalmatien ver 
langt, damit die Deutschen gegen die Tschechen eine größere 
Majorität im Parlamente besäßen, denn die Tschechen wären das 
größte und stärkste Hindernis der pangermanischen Pläne. 
30. In einigen Kreisen der Entente wird die Meinung pro 
pagiert, Österreich sei von Deutschland wider seinen Willen zum 
Kriege getrieben worden und werde sich nach dem Kriege wiederum 
gegen Deutschland stellen. Wenn Österreich den Slaven nach 
gibt, wird es ein Verbündeter der Entente werden. Das ist eine 
irrige Auffassung der geschichtlichen Vorgänge; Österreich hat 
von Urbeginn der deutschen Idee gedient; die österreichisch 
deutschen Schriftsteller (z. B. der obzitierte Müller) haben gut
	        
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