Full text: Das neue Europa: der slavische Standpunkt

71 
Kultur, und das magyarische Volk ist in nichts höher als die 
unterdrückten Slowaken; im Gegenteil zeigt sich die magyarische 
Sprache, daß die Magyaren von den Slowaken eine sehr be 
deutende Menge von Ausdrücken auf wirtschaftlichem, administra 
tivem und kulturellem Gebiete übernommen haben. Es ist wahr, 
daß die magyarischen Regierungen mit allen, Mitteln eine künst 
liche Kultur erstreben, aber sie bedienen sich hierzu einer gewalt 
samen, unsittlichen Verwaltung. 
Die Magyaren sind ein sehr aristokratisches Volk, sofern 
der sehr zahlreiche Adel und Großgrundbesitz, verbunden mit 
dem Kapital, mit Gewaltanwendung seine Macht behauptet. 
Dieser Ausbeuter unterhält Beziehungen mit dem Auslande und 
versteht es, das Ausland in Unkenntnis des wahren Standes der 
Dinge zu erhalten. Die Unkenntnis der isolierten magyarischen 
Sprache und die Unmöglichkeit einer eindringenden Kontrolle 
von Seiten des Westens ermöglicht den Magyaren ihren oli- 
garchischen Absolutismus und magyarisierenden Imperialismus. 
Diesen Absolutismus preisen sie als „Idee des ungarischen 
Staates“ an; in diesem Punkte gleichen die Magyaren den 
preußischen Junkern, die die Idee des preußischen Staates hoch- 
halten. Schon der Gründer des ungarischen Staates, der heilige 
Stephan, hat den Staat, der nur von einer Nationalität gebildet 
würde, als unvollkommen erklärt — die Staatswissenschaft der 
Nationen, die andere Völker knechten, ist überall und immer die 
selbe. Zwischen den Preußen, den Österreichern, Magyaren und 
den Türken besteht eben eine innere Übereinstimmung. 
Die Magyaren wenden ihre ganze Energie gegen die Slaven, 
insbesondere gegen die Slowaken (das magyarische Sprichwort: 
„Tot nem ember“ — der Slowake ist kein Mensch), dann gegen 
die Kleinrussen, die Südslaven und die Rumänen; ihre antislavische 
Hetze, welche hauptsächlich in der Wiener Presse willige Ver 
künder findet, ist in hohem Maße für diesen Krieg mitverant 
wortlich. 
Das preußische Deutschland: die Kultur äußerlicher 
Ordnung und des militaristischen Materialismus. 
34. Preußen, das wurde schon oben gesagt, ist Österreich auf 
fallend ähnlich, sowohl was seinen Ursprung als auch was das Ziel
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.