Full text: Gesammelte Schriften (3)

Deutschtum und Cngländertum I 
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18 Meters III 
lischer Unternehmungsgeist mit deutscher Geisteskraft sich zusammenschließt, 
wenn die beste Armee, welche die Weltgeschichte kennt, mit der größten 
Flotte der Gegenwart sich verbindet — wer könnte da widerstehen? 
Wer will den Schleier der Zukunft heben? 
Tatsache ist, daß die beiden Völker anzufangen scheinen, sich besser zu 
verstehen. Was Goethes Faust, Kants Kritik und Humboldts Kosmos nicht 
bewirkt haben, das hat der Kanonendonner von Sedan zustande gebracht: 
old England aus seiner hochmütigen Gleichgültigkeit gegen die Cousins 
jenseits des Kanals aufzuschrecken und es zu bewegen, seinen Blick ein 
wenig aufmerksamer auf die festländischen Verwandten zu lenken. Freilich 
die Missionare, die hüben und drüben die persönliche Bekanntschaft ver 
mitteln, sind nicht eben sehr geeignet, große gegenseitige Vorliebe zu er 
wecken. Die englischen Flegel, die in der Rolle von Lords und Gentlemen 
alljährlich Deutschland heimsuchen, geben dem Gesindel nicht viel nach, 
das in London den größten Teil unserer Landsleute darstellt. Der achtens 
werte deutsche Auswanderer aus den niederen Klassen wendet sich eben in 
der Regel nach Amerika, und nur der Auswurf bleibt in London hängen. 
Bon den besseren Klassen gehört ein Teil dem periodischen Künstlertum 
an, ein anderer repräsentiert zwar eine tüchtige Arbeitskraft, ist aber nur 
zu oft mit den Untugenden des Parvenütums^ behaftet. Wer wollte leugnen, 
daß eine Menge sich bildender und gebildeter Engländer in Deutschland 
und eine Anzahl von höchst achtungswerten Deutschen in England wohnen! 
Wer so ist es nun einmal — die öffentliche Meinung pflegt in deteriorem 
partem 2 zu urteilen. 
Doch dem sei, wie ihm wolle, eine Reihe von Symptomen scheint in der 
Tat eine Besserung der Beziehungen anzudeuten, und der gebildete Deutsche 
tvird in gebildeten englischen Kreisen immer liebenswürdige Gastfreund 
schaft finden. 
Sollte indes die Entwicklung trotzdem den entgegengesetzten Gang ein 
schlagen, sollte die Zukunft zu einer Verschärfung des Verhältnisses zwischen 
dm beiden germanischen Großmächten führen — nun, so dürfen wir uns 
auf alle Fälle damit trösten, daß es nicht das erstemal in der Geschichte 
»>äre, wo eine ärmere, aber kriegsstarke Landmacht einen reichen und 
handelblühenden Seestaat zu Boden geworfen. Der Kampf zwischen 
Sparta und Athen, Rom und Karthago ist unvergessen, und die Fiktion 
l ' om „unnahbaren Albion" glaubt man auch hier so recht nicht mehr. 
2 ^^JSsach dem schlechteren Teil. lc
	        
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