Full text: Gesammelte Schriften (3)

All-Deutschland 
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zu aller Zeit schmerzlich empfunden worden, und das treffende Bild von 
einem chronischen Verblutungsprozeß datiert meines Wissens nicht erst auö 
unseren Tagen. Aber der Sprung von der Theorie zur Praxis, der konnte 
doch erst gemacht werden nach der Wicderaufrichtung des Deutschen Reiches 
in Europa. Jetzt aber ist er zu tun, wenn der in erschreckenden Progressionen 
vorwärtsschreitenden Beranglisierung der Erde noch zur rechten Zeit von 
deutscher Seite aus ein wirksames Halt zugerufen werden soll. 
Und da schließt sich denn an die koloniale mit Konsequenz eine zweite 
Aufgabe an. So gewiß es ist, daß eine gesunde Kolonialpolitik berufen 
ist, in den chronischen Verblutungsprozeß der deutschen Auswanderung 
heilend einzugreifen, dadurch nämlich, daß sie den Kapitalreichtum der 
Nation mehrt und somit vielen Tausenden Gelegenheit geben wird, in der 
Heimat selbst dauernd ihre Wohnstätte zu behalten, so gewiß eö ferner ist, 
daß gerade nationale Betätigungen, wie die einer Kolonialpolitik, am 
meisten geeignet sind, das Selbstbewußtsein unserer Art Fremden gegen 
über auf der ganzen Erde anzufachen und dadurch dem kläglichen schnellen 
Eutnationalisierungsprozeß unserer Landsleute draußen wirksamer ent 
gegenzutreten: auf der anderen Seite muß doch zugegeben werden, daß sie 
kaum noch in der Lage sein wird, Länder auf der Erde für unser Volkstum 
zu erobern, in denen dasselbe zu großen selbständigen politischen Organi 
sationen zusammengefaßt und dauernd erhalten werden kann. Denn die 
gemäßigten Zonen des Erdballs sind in den letzten Jahrhunderten glück 
licheren Völkern zugefallen; für Deutschland selbst ist nur die wirtschaft 
lich zwar produktivere, nationalethisch jedoch weniger bedeutsame Tropen 
kolonisation übriggeblieben. 
Da drängt sich denn mit logischer Konsequenz uns der Gedanke auf, zu 
versuchen, wieweit eö möglich ist, unsere Landsleute in der Fremde, wenn 
nicht dem politischen Reichsverband, so doch unserer heimischen Art und 
Sprache, damit aber der wirtschaftlichen Wechselwirkung zwischen Deutsch 
land und überseeischen Gebieten zu erhalten. Der Gedanke darf nicht als 
zu kühn erscheinen, wenn wir hoffen wollen, unserer Weltstellung getreu 
zu bleiben, dem englischen Greater Britain mit seiner den Globus um 
spannenden Organisation ein Alldeutschland gegenüberzustellen, welches 
jenem wenigstens an Festigkeit der geistigen und wirtschaftlichen Bande 
ebenbürtig zur Seite steht. Nur so ist es möglich, unserem Volkstum eine 
Entwicklung für die Zukunft zu sichern, welche doch nicht vollständig von 
der angelsächsischen überholt und beiseite gedrängt wird. Jedes Jahr des
	        
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