Full text: Gesammelte Schriften (3)

Die Weltlage 
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gelten muß. Die Vereinigten Staaten würden im kommenden Weltkonflikte 
sicherlich beiseite stehen und die Rolle des Lsrtius Aauäsiwi im vollsten 
Maße sich zunutze machen. 
Was die Friedcnswünsche oder die Kriegsgelüste der einzelnen Mächte 
anbetrifft, so ist es freilich richtig, daß kein Volk heutzutage sich leichten 
Herzens in einen Krieg stürzen wird. Aber das wird sich mit vollster 
Sicherheit aussprcchen lassen, daß Großbritannien, sobald es dies mit leid 
lichen Aussichten auf Erfolg tun kann, alles aufbieten wird, um die 
deutsche Flotte, welche ihm direkt gefährlich ist, von der See zu entfernen. 
Ganz gleich, welche Absichten und Zwecke das Deutsche Reich mit seinen 
Kriegsschiffen haben mag, eine starke Flotte in der Nordsee gegenüber der 
Themsemündung an sich bedroht die Daseinsbcdingungen des britischen 
Volkes als solche, und ein klarblickender britischer Staatsmann muß ihre 
Vernichtung als das wesentlichste Ziel seiner Politik betrachten. Jede andere 
Erwägung, etwaige Rivalitäten im Westen wie im Osten, treten vor dieser 
ersten Pflicht zurück. Darüber helfen keinerlei Reichötagsreden, Friedens 
erklärungen und sonstige Freundschaftsversicherungen hinweg. In London 
ist man völlig überzeugt, daß zum Beispiel Kaiser Wilhelm II. keinen An 
griff gegen Großbritannien plant. Man kennt unseren Kaiser an der 
Themse zum mindesten ebenso genau wie in Deutschland. Aber man rechnet 
mit den Wirklichkeiten, und darunter steht in erster Linie die Tatsache, 
daß in der deutschen Seemacht die größte Gefahr für die britische Macht 
stellung auf der Erde im Heranwachsen ist, welcher der gewaltige Insel 
staat jemals gegenübergestanden hat, trotz der Armada und den Napoleo 
nischen Heeren. 
Genau so ist das französische Volk von heute an sich wesentlich friedlich 
gesinnt. Genügend Renten ansammeln, um ein ruhiges, bescheidenes Aus 
kommen im Alter zu haben, das ist daö Ideal des französischen Bürgers. 
Aber dennoch wird jeder französische Staatsmann gegen Deutschland los 
schlagen, sobald er eine hinreichende Gewähr vor sich sieht, Elsaß-Lothringen 
mit der Nheingrenze durch einen Krieg, selbst auf Leben und Tod, zurück 
erobern zu können. Diese Sehnsucht in allen französischen Seelen ist nicht 
etwa im Schwinden; nein, sie ist von Jahr zu Jahr im Anschwellen. Man 
weiß nun in Frankreich ganz gut, daß die Französische Republik allein mit 
dem Deutschen Reich von heute es nicht aufnehmen könnte. Aber seit die 
1 „Der lachende Dritte. 11
	        
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