Full text: Gesammelte Schriften (3)

Was und wie sind die Engländer? 
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meine Tante gar nicht. Ebenso darf man in Gesellschaft gewisse Sachen 
nicht erwähnen, vor allem das Wort „Tod" ist shocking“*. Andere 
Phrasen muß man sagen. So ist die ganze Erziehung auf den Schulen wie 
auf den Universitäten. Ich habe das immer eine Papageiendressur genannt. 
Wie unwissend diese Art ist, geht auch aus folgender Bemerkung eines 
leitenden Mineningenieurs im Mudzatal bei Macequece hervor. Er fragte 
meine Frau, wie es zugehe, daß der Halbmond einmal rechtsherum und 
einmal linksherum im Verlauf des Monats stehe. Er konnte die Verände 
rung des abnehmenden und zunehmenden Mondeö augenscheinlich nicht 
begreifen. Derselbe Herr sagte einmal zu mir, als wir eines Abends vor 
seiner Terrasse saßen, und ich bemerkte, von der Venus wie vom Mond 
komme ebenfalls Sonnenlicht zu uns herüber: „Ist die Venus auch ein 
Mond, Herr?" Einmal in London besuchten mich zwei Engländer, die 
mich fragten, wodurch der Donner entstehe. Als sie sich verabschiedet 
hatten, kam ein alter Freund zu mir, dem ich die Sache erzählte, hinzu 
fügend: „Wie unwissend ist doch Ihr Volk." Er stutzte einen Augenblick 
und sagte dann: „Um die Wahrheit zu sagen, Peters, ich weiß es auch 
nicht; ich habe immer gelernt, der Donner sei die Stimme von Gott." 
Die Tugend der Engländer ist ihr Patriotismus, auch wenn er zum Teil 
aus Unwissenheit besteht. Alle anderen Völker sind nur Mittel zum Zweck. 
So ist ihre Regierung, so ist auch die City von London: rücksichtslos, ver 
schlagen, hinterlistig. Jedermann, der dem Engländer aufs Wort glaubt, 
wird sich betrogen sehen. Und diese Nation wagt es zu behaupten, sie 
kämpfe jetzt für die Zivilisation gegen das Volk der Hunnen und Bar 
baren! 
* „Anstößig
	        
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