Full text: Gesammelte Schriften (3)

Fair play 
(1915) 
Fair play heißt auf deutsch: ehrliches Spiel. Es enthält eine Vorschrift, 
welche die Engländer ursprünglich ausschließlich auf ihre eigenen Volks 
genossen anwendeten, hernach aber auch zur Jnnehaltung bei ihren Sports 
mit Ausländern sich zur Richtschnur nahmen. Es bedeutet unter anderem, 
daß man bei einem Sportskampf dem Gegner nichts übelnimmt, sondern, 
nachdem der Kampf beendigt ist, ist mit dem Händeschütteln die Sache 
erledigt. Man trägt dem anderen Teil nichts weiter nach. Auch sind gewisse 
Handgriffe und Boxerhiebe, die mehr auf List als auf ehrlicher Gegner 
schaft beruhen, untersagt. Vor allem ist eö vollständig verpönt, daß zwei 
oder mehrere über einen einzelnen herfallen. Die anwesende Volksmenge 
selbst hält darauf, daß der einzelne sich immer nur gegen einen einzelnen 
zu wehren hat, und greift gelegentlich zu diesem Behufe mit ein, um das 
Gleichgewicht der Kräfte aufrechtzuerhalten. 
Dieser Gesichtspunkt des fair play hat nun in der britischen Politik 
niemals gegolten. Da tritt vielmehr der Grundsatz ein: „Everything is 
fair in love and war.“ (Alles ist erlaubt in der Liebe und im Krieg.) 
Durch Eroberungen von einer Rasse über die andere ist dieses Volk ent 
standen, und in der rohesten Kriegführung seit den Tagen Cäsars und vor 
her wurden diese Eroberungen wieder und wieder bewerkstelligt. Die Briten 
führten den Ausrottungskampf gegen die Finnen, die Angelsachsen wieder 
gegen die Briten, die französischen Normannen gegen die Angelsachsen. So 
entstand das heutige England, und es verschaffte sich die Weltherrschaft, 
indem es sich mit den Holländern gegen die Spanier verbündete, mit den 
Franzosen gegen die Holländer, gegen die Franzosen in Nordamerika mit 
den Nothäuten und gegen dieselbe Nation mit den Indern in Ostindien. 
Es rottete die Rothäute dann in Nordamerika, die Australneger in 
Australien und Tasmanien aus. Einzig und allein, was den britischen 
egoistischen Interessen diente, war der Gesichtspunkt, der Englands 
Staatsmänner leitete. Jeder Staatsmann, ob verstorben oder lebend, 
wenigstens von der Königin Elisabeth und Oliver Cromwell an, durch die 
William III-, Pitts, Disraeli, Gladstone bis zu den lebenden Politikern, 
würde es als Schande betrachten, wenn man ihnen nachweisen könnte, 
daß nicht ausschließlich das völkische Wohl das Motiv für seine Politik 
gewesen wäre; etwa das Glück anderer Völker, die Kultur oder die Freiheit
	        
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