Full text: Gesammelte Schriften (3)

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Aufsähe 
Auf der anderen Seite sind doch auch immer noch wirkliche Weltkräfte 
für uns lebendig. Das zeigt sich zunächst in der russischen und der 
chinesischen Revolution. Andere werden folgen. Auch dies macht jede Be 
rechnung des Kriegsendes so schwierig. Jedenfalls ist es klar, daß ein Zu 
sammenbruch Rußlands, welcher in berechenbarer Form erscheint, diesem 
Weltkrieg ein ganz anderes, uns freundlicheres Gesicht geben muß. 
Was inzwischen an Kundgebungen für Friedensbedingungen aus den 
feindlichen Ländern zu uns herüberschallt, trägt einen so unverschämten, 
um nicht zu sagen frechen Ton, daß wir darüber am besten zur Tages 
ordnung übergehen. Es wäre nutzlos, darüber auch nur ernstlich eine 
Minute nachzudenken. Lieber wollen wir fortkämpfen, solange die Sache 
auch noch dauern mag. Ebenso sollte man das Gerede über einen an- 
ncxionslosen Frieden in Deutschland behandeln. Ich bin heute noch der 
Überzeugung, daß wir ebenso leicht einen „deutschen" wie einen annc.rions- 
losen Frieden erreichen, ja, daß das feige Geschwätz von Frieden ohne 
Entschädigung letzten Endes ebensosehr zur Verlängerung des Krieges bei 
trägt, wie das fortwährende kleinbürgerliche Jammern über die Kriegs 
ernährung. Beides wird uns im feindlichen Ausland, welches antcilsvoll 
mithorcht, als das, was es im Grunde ist, ausgelegt: alö das Bekenntnis 
von Schwäche und Angst, welches sie nun von Monat zu Monat hoffen 
läßt, daß Mitteleuropa und besonders Deutschland unmittelbar vor dem 
Zusammenbruch stehen. Während unsere Ernährungsaussichten nach der 
Beackerung so vieler besetzter feindlicher Länder für unsere Zwecke in diesem 
Jahre günstiger stehen als in den vorhergehenden.
	        
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