Full text: Der Arbeitsvertrag nach dem Privatrecht des Deutschen Reiches (1)

V. Rechtspflicht zur Eingehung oder Nichteingehung. 263 
auch dadurch begründet, dals die Haltung von Lehrlingen untersagt 
der auf eine gewisse Zahl beschränkt wird *. 
Die letztere Beschränkung wird nicht selten durch Tarifverträge 
(„Lehrlingsskala“) auferlegt. Damit kommen wir zu den Fällen, in 
denen die Pflicht zur Nichteingehung von Arheitsverträgen nicht durch 
Gesetz, sondern durch Vertrag begründet wird. „Vielfach wird unter 
dem Titel des Schutzes der heimischen Arbeiter gegen die ausländische 
Konkurrenz und insbesondere den lohndrückenden Mitbewerb auf ge- 
ringerer Stufe der Lebenshaltung und Lebensbedürfnisse stehender 
Ausländer die Verwendung derselben bei öffentlichen Arbeiten verboten 
oder auf einen bestimmten Prozentsatz eingeschränkt?.“ Ferner 
werden nicht selten durch einen Tarifvertrag Unternehmer verpflichtet, 
gewisse Personen (mifsliebige Meister, Unorganisierte, Ausländer, deren 
Sprachunkenntnis die Verständigung erschwert und dadurch die Ar- 
beitsgefahr steigert) nicht oder nicht wieder anzustellen. Sodann 
kommt unter den Mitteln zur Erreichung des Koalitionszweckes die 
Sperre vor®: es verbünden sich Arbeitgeber (z. B. Textilfabrikanten, 
der deutsche Bühnenverein) dahin, mit Arbeitern, die an einem Streik 
teilgenommen, oder Schauspielern, die einen Kontrakt gebrochen 
haben. während gewisser Frist keine Arbeitsverträge zu schließen *. 
ı HGB. 8 81. GewO. 8$ 106. 126. 1262. 128. 148 Ziff. 92. 
2 Der Arbeiterschutz bei Vergebung öffentl. Arbeiten und Lieferungen, 
Bericht des k. k. arbeitsstatist. Amtes (Wien 1900) S. VIII. S. 101. 
s Loewenfeld in Brauns Archiv £. soz. Gesetzgebung XIV, 517 fg. — 
Andere Methoden, arbeitslose Gesellen in der Arbeitslosigkeit zu erhalten, im 
Fleischergewerbe: Soziale Praxis X, 839. Ein Mittel, die Freiheit des Arbeiters 
in der Eingehung von Arbeitsverträgen zu beschränken, besteht in der Ver- 
einbarung von Arbeitgebern (so derjenigen von Friedrichsthal im Saargebiet), 
einen bei einem von ihnen ausgeschiedenen Arbeiter nur anzustellen, wenn 
die Anstellung auf dein Abgangszeugnis freigegeben worden ist. Unter der 
Voraussetzung einer solchen Übereinkunft ist ein diese Erlaubnis nicht ent- 
haltendes Zeugnis mit einem Merkmal versehen, das den Zweck hat, „den 
Arbeiter in einer aus dem Wortlaute des Zeugnisses nicht ersichtlichen Weise 
zu kennzeichnen“: GewO. $ 118 Abs. 3, was nach $ 146 Nr. 3 strafbar ist. 
4 z.B. 8 40 der Statuten des Vereins deutscher Tapetenfabrikanten nach 
Weigert, Arbeitsnachweise S. 12: „Erfolgt bei einem Mitglied ein Streik 
der Arbeiter, wozu eine komplottmäfsige, wenn auch sonst ordnungsmäfsige 
Kündigung zur Erzwingung höherer Löhne oder Abstellung mifsliebiger Ein- 
richtungen mitgerechnet wird, so darf kein dem Verein angehöriger Kollege... 
einem Streikenden innerhalb der ersten drei Monate Beschäftigung geben.“ 
Vorwärts vom 21. Oktober 1900 (Kölner Kartonnagefabrikanten). — Es kommen 
auch Abreden von Unternehmern vor, wonach, ohne dafs ein Streik besteht, 
ein bei einem von ihnen ausgetretener Arbeiter während gewisser Frist von den 
anderen nicht angestellt werden darf, z. B. Amtl. Mitteil. aus den Jahresber.
	        
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