Full text: Kritik des Gothaer Programms

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Mehrheit der Lohnsklaven von gestern ist eine so verhältnismäßig 
leichte, einfache und natürliche Sache, daß sie viel weniger Blut 
kosten wird als die Unterdrückung von Aufständen der Sklaven, 
Leibeigenen und Lohnarbeiter, daß sie der Menschheit weit billiger 
zu stehen kommen wird. Und sie ist durchaus vereinbar mit der 
Ausdehnung der Demokratie auf eine so überwältigende Mehrheit 
der Bevölkerung, daß die Notwendigkeit einer besonderen Maschine 
zur Unterdrückung zu schwinden beginnt. Die Ausbeuter sind natür 
licherweise nicht imstande, das Volk niederzuhalten ohne eine sehr 
komplizierte Maschine zur Erfüllung dieser Aufgabe, das Volk aber 
vermag die Ausbeuter mit einer sehr einfachen,.Maschine“, ja nahezu 
ohne „Maschine", ohne einen besonderen Apparat niederzuhalten, 
durch eine einfache Organisation der bewaffneten Massen (in der 
Art der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten, wie voraus 
eilend bemerkt sei). 
Schließlich macht allein der Kommunismus den Staat völlig über 
flüssig, denn es ist niemand niederzuhalten, „niemand" im Sinne einer 
Klasse, im Sinne des systematischen Kampfes gegen einen bestimmten 
Teil der Bevölkerung. Wir sind keine Utopisten und leugnen durch'- 
aus nicht die Möglichkeit und Unvermeidlichkeit von Ausschreitungen 
einzelner Personen, ebensowenig die Notwendigkeit, solche Ausschrei 
tungen zu unterdrücken. Aber erstens bedarf es dazu keiner besonde 
ren Maschine, keines besonderen Unterdrückungsapparates; das wird 
das bewaffnete Volk selbst mit derselben Selbstverständlichkeit und 
Leichtigkeit bewerkstelligen, mit der die erste beste Ansammlung zivi 
lisierter Menschen sogar in der heutigen Gesellschaft Raufende aus 
einanderbringt oder eine Frau vor Gewalt schützt. Zweitens wissen 
wir, daß die soziale Grundursache der Ausschreitungen, die eine Ver 
letzung der Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens bedeuten, 
in der Ausbeutung der Massen, ihrer Not und 'hrem Elend zu suchen 
ist. Mit der Beseitigung dieser Hauptursache werden die Ausschrei 
tungen unvermeidlich ,,abzusterben" beginnen. Wir wissen nicht, wie 
rasch und in welcher Aufeinanderfolge das geschehen wird, aber wir 
wissen, daß sie absterben werden. Mit dem Absterben der Aus 
schreitungen wird auch der Staat absterben. 
Ohne sich auf Utopien einzulassen, hat Marx das näher bestimmt, 
was sich jetzt über diese Zukunft bestimmen läßt, nämlich den Unter 
schied zwischen der niederen und der höheren Phase (Stufe, Etappe) 
der kommunistischen Gesellschaft..
	        
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