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Phase des Kommunismus beze. Tmet) meint, das wäre eine „gerechte
Verteilung”, „gleiches Recht auf den gleichen Arbeitsertrag", so irrt
er, und Marx deckt seinen Irrtum auf.
„Gleiches Recht”, sagt Marx, haben wir hier allerdings, es ist aber
noch das „bürgerliche Recht”, das, wie alles Recht, Ungleich
heit v oi aussetzt. Jedes Recht besteht in Anwendung von
gleichem Maßstab auf ungleiche Individuen, die in Wirklich
keit verschieden, untereinander ungleich sind: das „gleiche Recht"
ist daher eine Verletzung der Gleichheit und eine Ungerechtigkeit. In
der Tat erhält jeder, der den gleichen Teil gesellschaftlicher Arbeit
geleistet hat wie die anderen, den gleichen Anteil am gesellschaft
lichen Produkt (nach den erwähnten Abzügen).
Indes sind die einzelnen Menschen nicht gleich: der eine ist stär
ker, der andere schwächer; der eine ist verheiratet, der andere nicht,
der eine hat mehr Kinder als der andere usw.
„Bei gleicher Arbeitsleistung“, folgert Marx, „und daher gleichem Anteil an
dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erhält also der eine faktisch mehr als
der andre, ist der eine reicher als der andre etc. Um alle diese Mißstände zu
vermeiden, müßte das Recht, statt gleich, vielmehr ungleich sein.“
Gerechtigkeit und Gleichheit kann also die erste Phase des Kom
munismus noch nicht bringen: Unterschiede im Reichtum, und zwar
ungerechte Unterschiede, bleiben bestehen, unmöglich aber wird die
Ausbeutung des Menschen durch den Menschen sein, denn es wird
nicht mehr möglich sein, die Produktionsmittel, die Fabriken, Ma
schinen, den Grund und Boden usw., als Privateigentum an sich zu
reißen. Marx erledigt die kleinbürgerliche, unklare Phrase Lassalles
von der „Gleichheit“ und „Gerechtigkeit” überhaupt und zeigt dabei
den Entwicklungsgang der kommunistischen Gesellschaft, die ge
zwungen ist, zunächst nur die „Ungerechtigkeit" zu beseitigen, daß
die Produktionsmittel von einzelnen Personen angeeignet sind, und
vorerst nicht imstande ist, mit einem Schlage auch die weitere Unge
rechtigkeit zu beseitigen, die in der Verteilung der Konsumtionsmittel
„nach der Arbeitsleistung" (und nicht nach den Bedürfnissen) besteht.
Die Vulgärökonomen, darunter bürgerliche Professoren, und unter
ihnen „unser” Tugan, machen den Sozialisten ständig zum Vorwurf,
daß sie die Ungleichheit der Menschen vergessen und von einer Besei
tigung dieser Ungleichheit „träumen". Ein solcher Vorwurf beweist,
wie wir sehen, nur die gröbste Ignoranz der Herren bürgerlichen
Ideologen.