Full text: Kritik des Gothaer Programms

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antwortlichkeit decken, indem ich Dich gewissermaßen in eine 
Zwangslage setzte. Ich schrieb auch an August, daß ich die gaii.,e 
Verantwortlichkeit auf mich allein nähme. 
Fällt sonst noch Verantwortlichkeit auf jemand, dann auf Dietz. 
Er weiß, daß ich mich mit solchen Dingen ihm gegenüber stets sehr 
kulant benommen. Ich habe nicht nur alle seine Milderungswünsche 
erfüllt, sondern noch darüber hinaus gemildert. Hätte er mehr ange 
strichen, so wäre das auch berücksichtigt worden. Aber woran Dietz 
keinen Anstoß nahm, warum sollte ich das nicht passieren lassen? 
Im übrigen werden die meisten außer Liebknecht nach dem ersten 
Schrecken mir dankbar sein, daß ich das Ding veröffentlicht. Es macht 
jede Halbheit und Phrasenhaftigkeit im nächsten Programm unmög 
lich, und liefert unwiderstehliche Argumente, die die meisten von 
ihnen vielleicht kaum den Mut gehabt hätten aus eigner Initiative vor 
zubringen. Daß sie das schlechte Programm unter dem Sozialistengesetz 
nicht änderten, weil sie nicht konnten, ist kein Vorwurf. Und jetzt 
haben sie’s ja selbst aufgegeben. Und daß sie vor 15 Jahren bei der 
Einigung sich tölpelhaft benommen und sich von Hasselmann etc. 
über den Löffel barbieren lassen, das können sie jetzt wahrhaftig 
ungeniert eingestehen. Jedenfalls sind die 3 Bestandteile des Pro 
gramms: 1. Spezifischer Lassalleanismus, 2. Volksparteiliche Vulgäf- 
demokratie, 3. Unsinn, dadurch nicht besser geworden, daß sie 15 
Jahre lang als offizielles Parteiprogramm in Essig gelegen, und wenn 
man das heute nicht offen heraus sagen darf, wann dann? 
Wenn Du was Neues hörst, lasse es uns bitte wissen. 
Viele Grüße 
Erstmalig veröffentlicht (mit Aus- Dein F E 
lassungen) in der Zeitschrift „Die 
Gesellschaft“, Berlih 1932, Heft 
Nr. 5. Hier ergänzt nach der photo 
graphischen Kopie des Originals. 
BRIEF AN KARL KAUTSKY 
T , , London, 11. Februar 1891. 
Lieber Kautsky, 
Besten Dank für Deine beiden Briefe. Die von Bebel und Sch. 1 
inliegend zurück. 
Der Boykott der Berliner gegen mich ist noch nicht aufgehoben, 
ich höre und sehe nichts Briefliches, sie sind sicher noch nicht schlüs 
1 Offenbar ist liier Max Schippe! gemeint. Die Red,
	        
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