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günstigen Handelsbilanz hat es die Tschecho-Slowakei auch zu ver
danken, daß seine Staatsfinanzen verhältnismäßig ge
ordnete sind, und daß die Anforderungen des außerordentlichen
Etats, der das sogenannte Investitionsprogramm enthält, ohne
allzu große Schwankungen vom inländischen Geldmarkt bereits
erfüllt werden können. Der Notschrei der tschecho-slowakischen Wirt
schaft aber, und zwar gleichermaßen von Handel und Industrie,
geht nach einer Stabilisierung der Währung, des
tschechischen Kronen-Kurses, und nach einer Wiederge-
w i n n u n g der hauptsächlich infolge des hohen
Kurs st an des verloren gegangenen Absatz-
m ärkt e. Beide Forderungen sind aus der schweren Industrie-
und Handelskrise heraus geboren, können jedoch von der einheimischen
Wirtschafts- und Handelspolitik nicht erfüllt werden.
Die Tschecho-Slowakei ist eingespannt in das Netz der welt
wirtschaftlichen Zusammenhänge. Auch die günstigste industrielle
und Handelslage im Inlande selbst und auch eine aktive Handels
bilanz, so selten diese zur Zeit auch ist, vermögen aus sich heraus
die Gesundung der nationalen Wirtschaft nicht herbeizuführen.
Es ist dies unmöglich, wenn immer wieder und ständig in ver
mehrtem Ausmaße von außen her durch die chaotischen welt
wirtschaftlichen Geschehnisse die Grundbedingungen der Wirtschaft
selbst erschüttert werden. Wenn nun selbst ein Wirtschaftsgebiet,
in dem günstige Entwicklungsbedingungen und Möglichkeiten vor
lagen, unter heftigen Krankheitserscheinungen leidet und ihrer
nicht Herr zu werden vermag, muß doch logischer Weise gefolgert
werden, daß das Grundelement aller Krankheitserscheinungen nicht
in dem Wirtschaftsleben und in den wirtschaftlichen Bedingungen
einzelner Staaten liegt, sondern daß der Ursprung aller dieser
Krankheitserscheinringen in der Desorganisation der Weltwirtschaft
zu suchen ist, rmd daß daher hier mit dem Gesundungsprozeß be
gonnen werden mutz.
Japan.
Japan, das „Land des Sonnenaufgangs", das Symbol des
hochstrebenden, jungen Wirtschaftsstaates, hat in der Zeitspanne
eines von derselben lebenden Generation noch zu übersehenden
Abschnittes seiner Wirtschaftsentwicklung ein bewegtes Dasein
geführt. Noch ist der Vergleich des erwachten östlichen Kaiser
reiches mit dem seinen wirtschaftlichen Aufstieg beginnenden Deutsch
land des letzten Viertels des vorigen Jahrhunderts jedermann ge
läufig. In der Nückerinnerung an die Zeit kurz nach Beendigung
des russisch-japanischen Krieges klingen auf einmal wieder Schlag
worte wie „japanische Gefahr" und ähnliche an das von dem