Zuspitzung der Lage durch die Beratung der religiösen Fragen. 117
z 5. Zuspitzung der Lage durch die Veratung der
religiösen Fragen.
Im Verlauf der Reichstagsverhandlungen hatte es sich
immer deutlicher gezeigt, daß eine getrennte Beratung der po⸗—
litischen und religidsen Fragen auf die Dauer nicht durchführbar
sein werde, und gerade hierauf war das Bestreben des Kaisers
bisher gerichtet gewesen. Die Kurfürsten von Mainz und von
der Pfalz waren nach dem Scheitern der Schweinfurter Tagung
in der zweiten Hälfte des Mail ohne den erhofften Frieden
nach Regensburg gekommen. Dafur aber brachten sie einen
neuen Vorschlag der Protestierenden mit, auf Grundlage dessen
man am 3. Juni in Nürnberg die Annäherungsversuche fort⸗
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greifend?, daß ihr Bekanntwerden die katholische Mehrheit zum
energischsten Widerstand gereizt haben würde. Auch der Kaiser
war höchst betroffen; er glaubte nicht, die Verantwortung für
ein so weitgehendes Entgegenkommen, wie es von den Pro—
testanten gefordert wurde, allein tragen zu können. So versuchte
er nunmehr, die Stände doch zur Mitberatung auch in dieser
Sache heranzuziehen. Auf dringende Bitte der beiden Kur—
fürsten, die trotz ihres ersten Fehlschlages nicht an einem günstigen
Verlaufe zweifelten, wurde hiervon zunächst freilich noch
Abstand genommen.s Als aber die Protestanten am 29. Mai
ihre Protestation abermals erneuert hatten, gab dieser Schritt
dem Kaiser Veranlassung, sich am letzten Mai tadelnd gegen
die Neuglaͤubigen auszusprechen.“ Es geschah das zum erstenmal
auf diesem Reichstage, und dazu war die Form noch milde genug.
Seinen Ärger konnte er nicht mehr ganz unterdrücken, aber
Am 18. Mai (siehe Chroniken, S. 116).
Siehe pol. Korresp., S. 18x12.
Siehe Winckelmann, S. 226. — 4 Siehe Beilage XV.