148 Die Verhandlungen über die Türkenhilfe in Regensburg 1532.
Gesandten Besserer und Schleicher scheint der plötzliche Eifer
ihrer Vaterstadt ungelegen gekommen zu sein. Noch am 14. Juni
waren sie selbst der Ansicht gewesen, daß Ulm nicht mehr in
der Türkenhilfe tun dürfe, als ihm nach der Reichsanlage ge—
bühre, denn eine solche Anstrengung würde doch nie den rechten
Dank finden, „und in den Wind geschlagen und vergessen werden“.
Sie fürchteten auch, eine freiwillige Steigerung der Hilfe könne
künftighin als eine schuldige Pflicht der Stadt angesehen werden.
Im übrigen war es auch ihre Meinung gewesen, daß es un—
christlich wäre, die Christenheit jetzt in ihrem Anliegen zu ver—
lassen. Vorläufig freilich dürfe man noch nichts Derartiges
merken lassen, denn das wäre dem „gegenwärtigen Handel ganz
zuwider“.“
Man glaubte eben in Nürnberg immer noch durch die
scheinbare Festigkeit in der Turkenfrage den Kaiser sowohl wie
die katholischen Stände zum Nachgeben in den religiösen Streitig⸗
1 Die Ulmer Gesandten aus Nürnberg an Ulm vom 14. Juni 1532
im St.⸗A. Ulm. — Bemerkenswert ist auch das Schreiben der Ulmer Ge⸗—
jandten aus Regensburg vom 25. Juni 1532 (im St.⸗A. UIm), das aber zu spät
eintraf, als daß es auf die Entscheidung des Rates einen Einfluß hätte ausüben
können. Sein Inhalt war folgender: Sollte je Trennung unter den Pro⸗
testierenden zu befürchten sein, so möchte es doch, wofern das Gewissen es
zulasse, tröstlich und friedlich sein, sich an Sachsen, Luneburg, Brandenburg
und Nurnberg zu halten, als allein an Hessen zu hängen. Dieses habe schon
in anderen Dingen „Werg an der Kunkel“, dadurch möchten dann andere
leicht auch mit in das Spiel kommen. Bei dem Begehr des Kaisers müsse
man sich freilich erinnern, was für eine lange Zeit der Drohung, Verderbung
und Durchfechtung allen Christen von jener Seite begegnet sei und was für
gute und suße Worte, sobald man Ulms bedurft hätte, man hätte vernehmen
mussen; das sei auch jetzt wieder in dem Briefe Ferdinands der Fall. An—
dererseits musse man sich daran erinnern, daß es sich auch gebühre, sich zu
erniedrigen; auch welche Folgen zu viel Erhebung und besonders die kaiser⸗
liche Ungnade nach sich ziehen kͤnne. Was die Vorfahren besonnen erworben,
das solle man jetzt regieren und bewahren. Ihre Meinung sei im Übrigen,
in gewissen Sachen das Zeitliche nicht dem Göttlichen und Ewigen vorzusetzen,
sondern sie mit guter Ordnung und kuhlem Verstande zu bedenken.