102
fie 31t Stage tritt. 33ir muffen un§, ro:nn artberö biefe ©tubie nidjt 31t übermäßigem
Umfang anroadjfcn fall, barauf befdjränfen, ftatt einer mmtograpljifdjen Slbljanblung
über biefeS Stfjema, fo »erlodenb eine foldje roare unb fo ferner eS roirb, fidj im
Ipinblid auf bie Ucberfüllc bcS intcreffanteften StftaterialS bic nötige 9tefer»c aufju»
erlegen, nur einige ©tidjprobcu 31t matten. SBir entnehmen biefe nidjt «tS ariftofrati*
fcfjererr, b. Ij. nur »erßättniSmäßig wenigen zugänglichen SiSjiplinen, roie Spljiüv-
fopßie, ©tßit, ©taatSredjt (fielje hierüber übrigens Kapitel V) unb Literatur (ein
Blümdjen auS bem ultramontanen Siteraturgarten haben mir in Kapitel VIII: Jammer*
ftein über ©octlje, bargeboten), fonbern auS folgen, in benen, roie in ©cfdjidjte unb
9taturgcfd)idjte, bie meiften Uftenfdjen Unterrocifung erhalten, alfo eine allgemeine
geiftige Befrudjtüng »orgenommen roirb. 31ns bem ©cbicte ber ©efdjidjtc greifen
mir nur ein Beifpiel ßerauS, baS, abgefdjen non bem allgemeinen ^ntereffe, baS e§
bietet, zeigt, roie ber UltramontaniSmuS bie ©cfdjidjtSraiffcnfdjaft juftußt, rocun iljnt
geroiffe ljiftorifd)e SEBaßrljeiten unbequem finb. ©erabe and) bie ultramontane
Jpiftoriograpljie »errät feßr beittlidj, in melier SBeifc bie Sßarole „fyiir SfBaljrljeit 2c. 1 '
praftifdj befolgt roirb. Ser nadj objefttoer Beurteilung ber gcfdjidjtlidjen Vorgänge
ftrebenbe jMftorifer roirb meßr als eine ©rfdjeimmg be§ SfftittelalterS, nor ber unfer
butdj neuzeitliche Slnfdjauungen bcftimmteS unb burdj bie moberne dcftljctit beein*
flußtcS ©mpfinbcu fid; mit Slbfdjcu abroenbet, auS ihrem jeitgenöffifeßen fMlicu
IjerauS 311 begreifen unb 311 entfdjulbigen im ftaubc fein. ©§ ift baßer gar nicijtS
bagegen cinjuroenben, eS ift im ©egenteil bnrdjauS in Orbmmg, roenn man and;
au bic ©djcußlidjteit einer ^nftitution, roie bie ber ,3n q u i f i tio n , mit bem
fDlaßftabe herantritt, ber allein ein geredjteS Urteil, ober rießtiger gefagt, eine geredete
Verurteilung garantiert, b. 1). fic im 3 u f a,nincn h an S mit ihrer scitgcfdjicßtlidjcn
Umgebung unb unter Berüeffidjtiguug beS bamaligeu geiftigeu unb ftttlicßen
ütioeauS ber üftenfcßßeit betrachtet. SlllerbingS roirb bann baS 3 u 3 c PüttbniS gemadjt
werben muffen, baß and; bic Stapfte im Banne be§ bamaligeu 3 e itgeifte§ ftanben,
fteß über biefen nießt nur nidjt erßoben, ilju nidjt nur nidjt befämpften, fonbern im
©egenteil iljm bienten, iljn nährten unb beftärftcu. Slbcr eben biefe gcfdjidjtlidjc
■Eöaßrßeit paßt bem UltramontaniSmuS nidjt in fein ©pftem, unb barum muß
fte biefem jum Opfer fallen.
©S ift bie offizielle ultramontane Seljre, bic ber 3enl' ; iitir§abgeorbnete
Bacßem — leiber unroiberfprodjen — oortrug, als er am 24. Januar 1906 im
VeidjStag nadj bem fteuograpfjifdjcn Beridjt roörtltdj folgendes auSfüßrtc:
„3mmer muß im Singe bemalten roerben, baß bic Keßeroerbreunungen als
foldjc nidjt eine (Sinricßtung ber tatljolifdjen Kirdje roareu, bie latßolifdje Strdje fte
nidjt geübt unb nidjt befohlen hat. SaS roar eine ©inridjtung beS © t a a t e S ,
unb wenn im Vtittelalter ©taat unb Kirdje uodj fo fcljr miteinanber oerbuuben
roareu, fo bleibt boeß roaljr, baß ber £ob für Keßerci l c b i g 1 i dj. auf ©runb ft a a t=
ließ er ©efetje oerßängt roerben ift. Sicfe ftaatlidje ©efeßgebung ift gefdjrounben,
unb roie bic Kircße fic nidjt g c f dj a f f e it Ijat, roirb fie biefelöe and) nidjt roieber
jurücffitßreu . . . 23ie baS Söiittelalter felbft nidjt roieberfeljren roirb, roerben audj