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Und seine Beweglichkeit endlich bietet ihm die äußeren
Mittel dar, das Ziel zu erreichen. ;
Es ist ja erstaunlich, wie beweglich der Jude sein kann,
wenn er einen bestimmten Zweck im Auge hat. Es gelingt ihm
selbst, seiner ausgesprochenen Körperlichkeit in weitem Umfange
das Aussehen zu geben, das er ihr geben möchte, Wie er sich
früher durch ‚,Sichtotstellen‘‘ zu schützen wußte, so jetzt durch
„Farbenanpassung‘‘ oder andere Arten von Mimicry. Das ist
besonders deutlich zu verfolgen in den Vereinigten Staaten, wo
jetzt der Jude schon in der zweiten und dritten Generation oft
nur schwer vom Nichtjuden zu unterscheiden ist. Während man
den Deutschen, den Iren, den Schweden, den Slaven auf Genera-
tionen hinaus noch ohne weiteres aus der Masse herausfinden
kann, hat der Jude — soweit seine rassenmäßige Körperbildung
es nur einigermaßen zuläßt — am ehesten den Yankee-Typus
nachzuahmen- verstanden: hauptsächlich natürlich, sofern dazu
äußere Hilfsmittel, wie Kleidung, Haartracht, Haltung usw. die
Möglichkeit bieten.
Viel leichter wird es ihm begreiflicherweise, kraft seiner
geistigen und moralischen Beweglichkeit, sich das geistige Air seiner
Umgebung zu verleihen. Die geistige Beweglichkeit — die prestesse
d’esprit, die agilite intellectuelle — befähigt ihn, rasch den Ton
wahrzunehmen, auf den die Umgebung abgestimmt ist, rasch also
zu merken, worauf es ankommt, sich rasch zu orientieren, sich
rasch „einzufühlen‘. Und die moralische Beweglichkeit? Sie
sorgt dafür, daß ihm in seinem Anpassungsbestreben keine lästigen
Hindernisse durch allerhand sittliche oder ästhetische Bedenken
bereitet werden: sie macht gleichsam die Bahn frei, damit er
sein Ziel erreichen könne, Zu Hille kommt ihm hierbei der ge-
ringer entwickelte Sinn für das, was man die persönliche Würde
nennen kann. Es kostet ihm weniger Anstrengung, sich selbst
zu verleugnen, wenn es gilt, das vorgesteckte Ziel zu erreichen,
Daß diese Charakterzeichnung der Wirklichkeit entspreche:
dafür ist die wahrnehmbare Anpassung an die wechselnden
Daseinsbedingungen allein schon genügender Beweis. Wir sehen
aber die Richtigkeit der gemachten Wahrnehmung auch noch
bestätigt in der Eigenart mancher besonders deutlicher Be-
gabungen der Juden. Ich denke vor allem an ihr ausgesprochenes
Talent zum Journalisten, zum Advokaten, zum Schauspieler.