Full text: Der Ultramontanismus und das Zentrum: eine Studie

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Run war aber bcr (Eöiberftanb, non bem bic 3^ebe ift, bei ben parfamen» 
tarifdjcn unb politischen SRadjtoerfjältniffen, bic wir alg leiber gegebene @röf)cn 
in liniere Redjnung einptftellen hatten, oljnc (Ritroirfung beg 3 ctltlum§ nicf;t ju 
■bc|'citigen, unb fo braute eS bie Unnatur bcr pofitifchcn Realitäten, fo patabop bieg 
Hingen mag, mit fid), baff bic ©emofratie in ta£ti)d;er ©erbinbung mit bem 
Zentrum ben ©oben fcf;affcn muffte, non bem au§ bann erft ber Kampf gegen 
bag 3 en trum mit Stugftäjt auf ©rfolg aufgenommen werben tonnte, ©ic ©emofratie 
lief; firf; bei ihrer taftifdjen Katfulation and) non ber lleberjeugung (eiten, baff eine 
•Sdjtnälerung feiner äußeren politifdjen SRadjt ben Rationallibcraligmug jwingen 
muffe, fidj bei ber unleugbar junefimenben ©emotratifierung beg ©olfeg eine größere 
ilnäie^ungStraft auf biefeg babnrdj ju ucrfäjaffcn, baff er liberale ©runbfäpe mcljt 
in ben ©orbergrunb feiner politifdjen (Betätigung [teile. Stuf biefe SBeife, mürbe 
weiter argumentiert, werbe nidjt blof; ber SBeg bcr Slnnäljcrung unb ©erftänbigung 
mit bcr ©emofratie gebahnt, fonbern audj in ben eigenen Reifen beg Rational» 
Itberalfgmug eine fräftigere liberale Sfutjirfulation Ijernorgerufen werben, bic bann 
guglcid) jur ©efunbung unb ©rftarfung beg liberalen ®efamtorganigmu§ beitrage, 
unb bamit nad) unb nad; bic ©lemente mitfdjaffen helfe, offne bic an einen erfolg» 
teidjen Sffiiberftanb gegen bic fulturellen ©efaljrcn, bie non bem immer mel;r ju 
fRadjt unb ©influß gclangenben Ultramontani§mu§ brolfen, nidjt jn benfen ift. 
inwieweit bic ©ntmidlung ber ©inge bcr ©emofratie Redjt gegeben Ijat, 
foll liier nidjt untcrfndjt werben, ift aber eine Frage, bic unfdjwcr gu beantworten 
fein bürftc. SGßir nerfennen gewif; nidjt, baf; and) heute nodj mehr alg eine poli» 
tifdje @egenfä|licl)lett jwifdjen bem Rationallibcraligmug unb ber ©emofratie befielt; 
id; benfe babei inSbefonbere audj an bic fragen bcr (Stellung beg Staateg ju ben 
Kirdjen, bcr Sdjitl», 2Birtfd)aft§» unb Stcucrpolitif. Stber fo nicl fteljt feft, baf; 
bag Zentrum in allen biefen fragen nor bem Rationallibcraligmug nidjtg uoraitg 
Jjat, biefer melmeljr, wag bag Sdjulproblcm, bic Stellung 51t ben Kulturfragen 
überhaupt anbelangt, uns jcbcnfallg weit näher ftcl)t, alg bic ultramontane Partei. 
©g ift bic Ijodjerfreultdjc ©atfadjc ju fonftatieren, baß in nidjt flcincn 
Sdiidjtcn feiner 2lnljängerfd)aft ein freiheitlicherer ©eift ermadjt ift, bcr nad) poli» 
tifdjer (Betätigung ftrebt unb immer gcbicterifdjcr eine liberalere Staatg» unb ®e» 
mcinbepolitif »erlangt, ©rfdjeimtngcn, bie ganj naturgemäß 31t einer Slnnäljerung 
ber liberalen unb bemofratifdjen ©lementc beg bcutfdjcn ©olfeg führen mufften unb 
fortgefeßt führen. Stber biefer Ummanblungg» unb Regenerationgprojeß innerhalb 
beg Rationallibcraligmug [teilt nur bic eine Seite ber politifdjen Konstellation bar, 
aug bcr bic befprodfene ©aftif ^crauSwud)g. ©arüber, baß bag Neutrum im 
®runbe feines fperjenS eine reaftionäre (partei ift, unb fdjon alg foldjc, ingbefonberc 
im §inbticf auf bic tiefen ©egenfäßc auf bem ©cbictc ber fulturellen (Probleme, 
ber ©emofratie feinblich gegenüberfteljt, beftanb, wie fdjon erwähnt, auf bemo» 
fratifdjer Seite feinen Stugenblid audj nur ber leifefte Zweifel. Stber bag gentrum 
legte fid) längere $eit infofern eine gewiffe Rcfcrne auf, alg eg gnjar bie tljeorc» 
t i f d| e Formulierung feiner reaftionären (pepjcngwünfdje nie notlftänbig aufgab,
	        
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