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tuten, welche die Zahl der Delegierten nach der Einwohnerzahl
bestimmen, zur Ohnmacht verurteilt sind, und dieses Empfinden
ist wohl mit die Veranlassung gewesen, daß in letzter Zeit
gerade aus schwedischen Kreisen immer wieder öffentliche
Proteste gegen die Statuten des International Research Council
und gegen die Art der Veranstaltungen der Unionen-Kongresse
erhoben wurden; so hat kürzlich Professor Aurivillius beim
Jahresfeste der schwedischen Akademie am 31. März 1922 die
Mitteilung gemacht, daß „auf der im Juli stattfindenden Gene
ralversammlung des I. R. C. eine Änderung der Statuten und
Abstimmungsregeln von der Schwedischen Akademie der
Wissenschaften beantragt wird, um den Eintritt der Zentral
mächte in das Komitee zu ermöglichen, und den Einfluß der
kleineren Staaten zu erweitern“. (Deutsche Allgemeine Ztg..
t6. April 1922, Nr. 179.)
Besonders richten sich in der letzten Zeit die Proteste der
Neutralen gegen die Bezeichnung „international“ für die von
den Unionen einberufenen Kongresse; so hat jetzt*) die Geolo
gische Gesellschaft in Stockholm gegen die Bezeichnung „Inter
nationaler Geologenkongreß“, der vom 10. bis 19. August in
Brüssel stattfinden soll, sowie gegen das Verhalten des Organi
sationskomitees des Kongresses Einspruch erhoben. (Svenska
Dagbladet vom 20. Dezember 1921; 13. Januar 1922.) Uber
die Vorgänge bringen die Geol. Foren. Förhandl., 1921,.
Heft 6/7 jetzt folgenden Bericht;
„Nach dem Abbruch der internationalen wissenschaftlichen Ver
bindungen durch den Weltkrieg hatte wohl jedermann gehofft, mit Freude
die erste Einladung zu einem neuen Geologenkongreß begrüßen und darin
einen ernsten Versuch sehen zu können, die persönlichen Beziehungen
der Geologen untereinander wiedcranzukniipfen. Zu seinem Bedauern
sieht man jedoch, daß Belgien die Einladung ohne die Selbstüberwindung
ausfertigte, die unleugbar in einem solchen Versuch liegen würde. Mit
folgenden Worten werden die Zentralmächte kategorisch von dem Kon
greß ausgeschlossen : .Toutefois, faisant usage des pouvoirs qui lui ont
ete reconnus dans la reunion tenue ä Londres, le 20. juillet 1921. par la
Commission d’etudes de Statut du Congres, le Comite d’Organisation de
la XII. Session a decide de ne pas agreer les demandes d'inscription qui
emaneraient de ressortiments des pays qui ont fait la guerre ä la
Belgique, au mepris des traites. 1
Mit Erstaunen fragt man sich, mit welcher Machtvollkommenheit
das Komitee in London eine derartige Genehmigung von gegen jeden
internationalen Kongreßgebrauch streitenden Bestimmungen ausfertigen
konnte. Das genannte Komitee wurde in Toronto 1913 eingesetzt, um
einen Vorschlag zu festerer Organisation der internationalen Geologen-
kongresse auszuarbeiten und dem kommenden Kongreß vorzulegen. Die
Mitglieder des Komitees sind Brock, Vorsitzender, J. G. Andersson,
Barrois, Karpinsky, Renier, Otis Smith, Steinmann und E. Tietze.
*) Der Protest der Geologischen Gesellschaft Schwedens im Anhang.