Full text: Kurzgefasstes Lehrbuch der gerichtlichen Psychiatrie für Mediziner und Juristen

Rüekbildungsalter. Menstruation. 
c) Rückbildungsalter., 
In den Jahren des 5. und 6. Lebensdezenniums, wo die beginnen- 
den Rückbildungsprozesse im Körper die entgegengesetzten Umwand- 
lungen einzuleiten beginnen, sehen wir bei beiden Geschlechtern eine 
stärkere Neigung zur Erkrankung an depressiven Geistesstörungen. 
Teilweise spielt schon eine sich entwickelnde Arteriosklerose der Gehirn- 
gefässe eine Rolle. Manchmal handelt es sich um sogenanntes Senium 
praecox, indem bereits ausgesprochen atrophische Vorgänge im Sinne 
eines Greisenmarasmus körperlich wie geistig sich vorzeitig geltend 
machen. Namentlich bei von Haus aus geistig minderwertigen Menschen, 
schweren Psychopathen und Imbezillen, die bis dahm noch mit Ach und 
Krach durch das Leben gekommen waren, werden im Rückbildungsalter 
die Mängel durch weiteres geistiges Nachlassen stärker bemerkbar und 
führen zu Konflikten mit der Aussenwelt. (Vergl. Beispiel 6, S. 40 und 
Beispiel 32, S. 200.) 
Neben den häufigeren depressiven Involutionszuständen sind es noch 
paranoide und schizophrene Krankheitsbilder, welche für diesen Lebens- 
abschnitt besonders charakteristisch sind. Man hat geradezu von einer 
Gruppe der „Spätkatatonien“ gesprochen. Mit zunehmendem Alter 
tritt immer mehr das Moment der geistigen Schwäche in den Vordergrund. 
Bei Frauen ist es vor allem das Klimakterium, die Zeit, da 
die Menstruation erlischt, welche zur Entstehung von nervösen und 
psychischen Krankheitserscheinungen Veranlassung gibt. 
. Wir haben in dem folgenden Abschnitte „Menstruation“ nochmals 
darauf einzugehen. 
Lit. Nr. 178. 
3. Die weiblichen Generationsvorgänge. 
a) Menstruation, 
Seelische Veränderungen zur Zeit der Menstruation werden bei 
vielen Frauen beobachtet. Vor allem körperliche und geistige Ermüd- 
barkeit mit Abschwächung der gewohnten Energie, Reizbarkeit mit Neigung 
zur Weinerlichkeit und Launenhaftigkeit treten öfters hervor, auch wenn 
keine eigentlichen menstruellen Beschwerden bestehen. Verstärkt werden 
derartige psychische Abweichungen durch alle gleichzeitig einwirkenden 
körperlichen und gemütlichen Schädigungen, durch Aufregung, Schwächung, 
starken Blutverlust- usw. Dann entwickelt sich vielfach eine quälende 
Unruhe mit Hang zu unüberlegten Handlungen. Je erheblicher die Ver- 
anlagung zu nervösen Störungen von Haus aus ist, je mehr psycho- 
pathische Züge auch in der sonstigen Zeit sıch finden, um so deutlicher 
nehmen diese seelischen Veränderungen eine krankhafte Färbung an. 
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