= Katatonie.
Verknüpfung zwischen Denken und Fühlen mit Ausbildung von Gemüts-
stumpfheit und dem Verlust jeder Initiative. , (Vergl. Schizophrene De-
menz S. 178.) Nach dem Verlauf lassen sich 3 Hauptgruppen unter-
scheiden:
1. Hebephrenie.
Das Jugendirresein beginnt ungefähr um das Pubertätsalter herum,
oft mit hysteriformem oder neurasthenieartigem Vorstadium, aber stets
mit Neigung zu impulsiven Verkehrtheiten, grosser Ablenkbarkeit und
sprunghaften Einfällen. Gelegentlich pfropft sich das Leiden einer schon
bestehenden Imbezillität auf. Zur zweiten Gruppe, der Katatonie, sind
fliessende Übergänge zu beobachten. Früh machen sich Zerfahrenheit
des Denkens (s. Seite 142) und Abstumpfung von Interesse, Energie und
Affekt bemerkbar. Hervorstechend sind ein albern läppischer Zug,
Urteilsschwäche, Nachlassen der Leistungen, Arbeits-
scheu, Verlust der sittlichen Empfindungen. KEin grosser Teil
der Landstreicher scheint sich aus alten Hebephrenen zusammenzusetzen.
Im Beginne treten manchmal Zwangsvorstellungen auf, oder die
nervösen Beschwerden werden in hypochondrischer Weise ausgedeutet.
Depressive und heitere Verstimmungen oberflächlich läppischer Färbung,
vage Verfolgungsideen mit Argwohn zurückgesetzt zu werden und mit
Hass gegen die nächsten Angehörigen, Selbstüberschätzung bis zum
Grössenwahn, das Gefühl der Beeinflussung durch eine höhere Macht,
allerlei Sinnestäuschungen erzeugen äusserlich recht verschiedene Krank-
heitsbilder. Vielfach besteht ein Hang, sich mit den höchsten Fragen
zu beschäftigen und sonderbar hochtrabende, aber albern konfuse Schrift-
stücke anzufertigen. Das Wesentliche bleibt immer der fortschreitende
geistige Rückgang. Plötzliche akute Schübe mit Verwirrtheit und Er-
regung, Neigung zu triebhafter Gewalttätigkeit und zur Selbstbeschädi-
gung können sich jederzeit einschieben. Andere Fälle werden niemals
so störend, dass Aufnahme in eine geschlossene Anstalt erforderlich würde.
Schematisch lassen sich trennen die einfache schleichende Ver-
blödung, läppisch heitere Erregungen, depressiv stuporöse Zustände und
oberflächliche Depression mit Wahnbildung. Nur in einem kleinen
Bruchteil der Fälle macht der Krankheitsprozess vor Ausbildung deut-
licher Verblödung Halt.
2, Katatonie.
Das Spannungsirresein kann in jedem Lebensalter auftreten, doch
nur selten bei Kindern, am häufigsten im 2.—3. Jahrzehnt, hin und
wieder auch erst im Rückbildungsalter. Mit der Hebephrenie hat es
die Störungen. der Aufmerksamkeit, des Gedankenganges, Affektlebens
und Willens mit vorwiegendem Ausgang in Verblödung gemeinsam. Es
unterscheidet sich durch die stärkere Ausprägung von Negativismus,
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