Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

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Jacob Grimm veröffentlichte 1818 eine Uebersetzung 
neunzehn serbischer Gedichte. 
Fräulein Luise von Jacob, in Folge längeren Aufenthalts 
in Rußland der slavischen Sprachen kundig, übersetzte einen 
Theil der von Karadschitsch gesammelten serbischen Gesänge in's 
Deutsche und veröffentlichte sie in zwei Bänden, 1825 und 1826, 
unter dem Pseudonym Talvj (dies sind die Anfangsbuchstaben 
ihres vollständigen Namens Therese Albertine Luise von Jacob). 
Göthe besprach diese Publicationen in seiner Zeitschrift „Ueber 
Kunst und Alterthum" mit großer Anerkennung. 
Um 1824 kam Karadschitsch, — mit seinem vollständigen 
Namen: Wnk (Wolfgang) Stephanowitsch (Sohn des Stephan) 
Karadschitsch —, der schon vorher in Wien hundert serbische 
Volkslieder mit deutscher Uebersetzung publicirt hatte, nach 
Leipzig, wo er seine umfangreiche dreibändige Sammlung 
serbischer Gesänge pnblicirte. Nach Karadschitsch kam dahin 
ein anderer Serbe Simeon Milutinowitsch, geb. am 15. Okto 
ber 1781 in Serajewo, türkisch: Bosna-Serai, auch das Da- 
mascus des Nordens genannt, die Hauptstadt des türkischen 
Vilajets (Provinz) Bosnien. Er hatte in Ungarn, in Szeged 
und in Karlowitz, einige gelehrte Bildung genossen und dann 
ein etwas abenteuerliches Leben, abwechselnd in Oesterreich, 
Ungarn, Serbien, Rumänien und Beßarabien geführt. Bald 
war er Geheimschreiber des aufständischen Serben-Kral und 
bald Kaufmann, bald bischöflicher Secretarius und bald 
Räuber (Hajduk), bald Gärtner und bald Verschwörer, bald 
Schulmeister und — Vagabund. Dann dichtete er, vom 
Kaiser von Rußland finanziell subventionirt, die „Serbianka", 
d. i. eine Sammlung von epischen Gedichten, welche, den alten 
serbischen Helden-Liedern nachgeahmt in Metrum und Sprache, 
den serbischen Aufstand von 1804 bis 1815 verherrlichen. 
Wilhelm Gerhard lernte Milutinowitsch kennen, nahm 
bei ihm serbischen Sprachunterricht und machte sich daran,
	        
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