Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

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einnimmt, und durch die erst nach seinem Tode herausgege 
benen „Briefe an eine Unbekannte". 
Merimee war ein Schalk und liebte die Mystifieationen. 
Für seine beiden ersten Werke bediente er sich seltsamer 
Masken. 
Als junger Mann von zweiundzwanzig Jahren publi- 
eirte er „Das Theater von Clara Gazul" unter dem Pseu 
donym Joseph Lestrange. Diese Theaterstücke, nach Art der 
spanischen „Rntremeses" gedichtet, enthielten pikante und 
charakteristische Sittenbilder ans dem Lzrnde der Citronen. 
Die Verfasserin der Originale sollte eine spanische Nonne und 
später Schauspielerin, Lestrange nur der Uebersetzer sein. 
In Wirklichkeit hat nie ein spanisches Original existirt, Me- 
rimee war der Verfasser. Es gelang ihm längere Zeit hin 
durch seine Landsleute zu täuschen. 
Seine zweite Mystisieation war die „Guzla", anklin 
gend an „Gazul". Der anomyme Autor berichtet in der 
Vorrede ganz treuherzig: 
„Ich habe in meiner Jugend in Jllyrien gewohnt. 
Meine Mutter war eine Morlakin aus Spalntro, und Jahre 
lang habe ich weit mehr illyrisch, als italienisch gesprochen. 
Von Natur ein Liebhaber von Reisen, habe ich die Muße, 
welche mir meine unbedeutenden Geschäfte gewährten, benutzt, 
um das Land kennen zu lernen; und es giebt wenig Dörfer, 
Berge und Thäler von Triest bis Ragnsa, die ich nicht be 
suchte; ich dehnte meine Ausflüge auch über Bosnien und 
die Herzegowina ans, wo sich die illyrische Sprache in ihrer 
ganzen Reinheit conservirt hat, und wo ich höchst interessante 
Bruchstücke alter Volkslieder entdeckte; u. s. w." 
Erst bei Gelegenheit der zweiten Auflage (siehe Chroni- 
qae du Regno de Charles IX, suivie de la double me- 
prise et de la Guzla, Paris, charpentier, pag. 315—317) 
im Jahre 1840 hat Merimee den Schleier gelüftet.
	        
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