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reicht, aber den geschichtlichen, cultnrhistorischen und antiqua
rischen Werth der Dichtungen bedeutend herabmindert.
III.
Im klebrigen mar ich bei meiner Auswahl bestrebt, das
originale specifisch-Altserbische und wahrhaft Volksthumliche
herauszusuchen und vorzugsweise ju berücksichtigen, sowohl
aus lyrischem, als auf epischem Gebiete. Ich muß dies näher
erläutern.
Man würde der altserbischen Nation unrecht thun, wenn
man sie mit dem jetzigen kleinen Fürstcnthum Serbien idenli-
ficirte. Man darf das ebenso wenig, wie man den Hcllenis-
mus mit dem jetzigen „KöniKeiche" Griechenland verwech
seln soll. Ich will über letzteres hier keine weiteren Aus
führungen machen, sondern mich darauf beschränken, eine
Aeußerung zu referiren, die ich während meiner Reise im Orient
von einem Insel-Griechen hörte, welcher jetzt noch Unterthan
Seiner türkischen Majestät des Padischah ist, aber es nicht
allzulange mehr zu bleiben wünscht.
„Sehen Sie, Efendeia," sagte mir dieser Manu, dessen
klassisches Profil seine reine hellenische Abkunft verbürgt, „die
europäische Diplomatie, von deren Befähigung ich (immer
Euren Bismarck ausgenommen) eine recht bescheidene Meinung
habe, hat viel Dummheiten gemacht, aber eine größere Miß
geburt, als dieses bayrisch-albanesisch-arnautisch-slavisch-pali-
carisch-klephtische Königreich, das nicht leben und nicht sterben
kann, das von nichts aufrecht erhalten wird, als voir seinen
Schulden und seinen Hofsnuitgen, und welches zugleich er
drückt wird durch sein Militär, das diese Hossnungen ver
wirklichen soll und doch, trotz seiner Kostspieligkeit, dazu
durchaus nicht im Stande ist, — eine größere Mißgeburt
als diese hat die europäische Diplomatie niemals in die
Welt gesetzt. Sie hat gleichsam dem Hunde den Schwanz
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