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Heldengesänge in ähnlicher Weise, wie wir Deutsche uns der
Schlacht im Teutoburger Walde erfreuen. Die byzantinischen
Chronisten aber erzählen, cs sei damals ein Komet am Him
mel erschienen und dieser habe den serbischen Aufstand und
anderes Unheil für das Reich der Rhomäer verkündet.
Von da an treiben die Serben ein geschicktes Schaukel-
System zwischen dein Westen und Osten.
Als Friedrich der Rothbart, der kaiserliche Vorfahr von
unserem jetzigen Wilhelm dem Weißbart, mit seinem Kreuz
zugsheer donauabwärts' fuhr, trugen sie ihm Serbien zum
Rcichslehn an; und der gewaltige Papst Gregor der Siebente
verlieh dem obersten serbischen Häuptling den Titel „König".
Ja, er nannte ihn sogar seinen „lieben Sohn", Filium di-
lectum, was damals noch mehr zu sagen hatte, als heute,
wo sogar der bayrische Sigl mit diesem Prädicate beehrt
wird.
Der Patriarch von Constantiiropel, einen Abfall der Ser
ben zur römischen Kirche befürchtend, gestand ihnen das Recht
zu, ihren Erzbischos selber zu wähleu. Sie wählten den „hei
ligen Sawa", welcher in den priesterlich gefärbten National
liedern eine große Rolle spielt.
So behaupteten die Serben eine relative Unabhängigkeit
inmitten der Deutschen, der Ungarn, der Griechen oder Rho
mäer, der Venetianer, der Genueser, der Polen und der
Russen, welchen es nie an Appetit gebrach, dies Land zu
verschlucken. So dehnten sie sich immer mehr aus, indem
sie die Parteizerwürfnisse zwischen Orient und Occident und
zwischen den verschiedenen Fractionen in Byzan; mit großer
Geschicklichkeit benutzten.
Der Kaiser Cantacuzeno, in seiner Hauptstadt Constan-
tinopel bedroht von Ausstand und Verrath und umwogt von
dem eben so aufrührerischen als läppischen Treiben der ver
schiedenen politischen, confessionellen und pfäffischen Parteien