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Balkanhalbinsel war damals' in viele nach Nationalität nnd
Naturgränzen geschiedene Territorialherrschaften zerfallen,
welche die byzantinischen Schriftsteller Despotate nennen; Con-
stantinopel mit seinem Schattenkaiser war eigentlich selber nur
«inDespotat. — Die einzigen Mächte waren Serbien nnd das
Osmanenreich und unter diesen war wegen der Beziehungen
zu ben in ihrer Ohnmacht hin- und herschwaukenden Despoten
ein Krieg unvermeidlich. Noch waren die Serben die mäch
tigeren gewesen; mit Duschans Tode aber brach das Verderben
herein. Sein Sohn llrosch konnte das Reich nicht zusam
menhalten, die großen Vasallen fielen, wohl nicht ohne sich
des Schutzes der Türken versichert zu haben, ab rmd machten
sich von Serbien unabhängig, um allmählich von dem Tür
kenreich verschlungen zu werden. — Der gleichzeitige Niedergang
der byzantinischen Cultur hüllt hier die Geschichte in undurch
dringliches Dunkel; die Sage aber läßt den llrosch, den sie
als Knaben darstellt, von seinem Kum, Vormund, dem
König Wukaschin von Albanien, ermordet werden und letztereir
somit zur Unabhängigkeit gelangen. Jedoch erkennt sie an,
daß der Kraljevie Marko, Wukaschins Sohn, dem Sultan
dienstbar gewesen. In dein eigeirtlichen Serbien hat Wnka-
schin sicher nie geherrscht; den durch Duschans Tod vcrschobe-
neir Krieg mit den Türken ssetzte Uroschs Nachfolger, Lazar,
nicht mehr Czar (Kaiser), sondern Kral (König) geheißen,
unter viel ungünstigeren Verhältnissen fort. Jetzt waren
schoir die Türken die Angreifer; längst hatte,: sie ihr Auge
auf Constantinopel, die Königin des Morgenlandes, geworfen,
und die Möglichkeit, die große Stadt zu belagern, „rußten sie
in Serbien erkämpfen.
IV.
Ob, wie die Türken behaupten, schon vor der Schlacht
aus dem Amselfelde Serbien ihnen tributpflichtig geworden,