Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

der Osmanen iit Europa; sie ist außerdem vielleicht »och 
mehr deshalb von Wichtigkeit, weil sich m ihr, als der ersten 
bedeutenden Schlacht im offenen Felde, welche die Osmanen 
überhaupt in Europa geschlagen haben, sogleich die entschie 
dene Ueberlegenheit des leichten osmanischen Fußvolkes über 
die schwerbepanzerten Reihen der abendländischen Heeresmassen 
ofsenbarte. Denn so ungenügend' auch die Nachrichten sind, 
welche wir über den Verlauf des Kampfes haben, so ergiebt 
sich doch ans ihnen so viel mit Bestimmtheit, daß vorzüglich 
die Gewandtheit des Angriffs und die Schnelligkeit der Be 
wegungen, wodurch sich die leichten osmanischen Truppen vor den 
schwerfälligen Schaaren der Serben und Ungarn auszeichne 
ten, den Sieg zu Gunsten Sultan Mnrad's entschied. Die 
europäische Kriegskunst verstand die Lehre noch nicht, welche 
ihr damals ans der Ebene von Kossowo gegeben wurde, und 
konnte daher arich aus ihr in den nächsten Kriegen mit den 
Osmanen noch nicht die Vortheile ziehen, welche sie ihnen 
hätten bieten sollen. Der erste Schlag war der entscheidendste, 
und der Sieg bei Kossowo, durch den Tod Sultan Mnrad's 
besiegelt, kann als das Signal zu jener Reihe glänzender 
Wafsenthaten gelten, welche die Herrschaft der Osmanen in 
Europa ans Jahrhunderte hin befestigt haben." 
V. 
Seit der Schlacht von Kossowo ist es zu Ende mit der 
großserbischen Herrlichkeit. 
Das Land wurde zwar noch siebzig Jahre lang (von 
1389—1458) von eingeborenen Fürsten regiert. Allein sie muß 
ten den Türken Tribut entrichten und vasallitische Heeres- 
solge leisten. Auch durften sie sich nicht mehr „Kral" 
(König) oder „Knäs" (Fürst) nennen, sondern nur noch 
„Despot" (Herr). Da aber das Land nicht zur 
Ruhe gelangen konnte, so beschloß Sultan Mohammed II.,
	        
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