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(angeblich ebenfalls der Name einer heidnischen Göttin der
alten Serben) und daß dieses Oberhaupt nicht ans einem
Sessel thront, sondern tanzt • Die Dodola ist statt mit Blu
men, mit Bachweiden, Schilf- und Wasserpflanzen umkränzt
und dreht sich mit unglaublicher Geschwindigkeit um ihre
eigene Are, ähnlich einem tanzenden Derwisch. Die andern
Mädchen tanzen um sie herum, wobei sie ihre Regenlieder
singen, welche enden mit dem Refrain „oj dodo, oj dodo,
dodole“. Endlich erscheint Jemand ans dem Hause und
schüttet der Dodola ein Gefäß Wasser über den Kops. Da
nach kann es natürlich nicht mehr fehlen, daß der Regen
bald eintritt, und jubelnd zieht man dann weiter.
Daß die Kinder, sowohl die Pfingst- als die Regen-
Mädchen, hei solchen Gelegenheiten beschenkt oder wenigstens
mit Erfrischungen gelabt werden, versteht sich von selber.
Ich kann nur schwer der Versuchung Widerstand leisten,
noch einige Mittheilungen zu machen über andere serbische
Eigenthümlichkeiten, z. B. über die Gebräuche bei Hochzeiten
und bei Begräbnissen, über die Blutrache, über den Glauben
an den bösen Blick und an Vampyre u. dgl. Allein ich
fürchte, den mir zugemessenen Raum zu überschreiten. Ich ver
weise daher den geneigten Leser auf die kurzen Anmerkungen,
welche ich den einzelnen Gedichten beigefügt habe. Wer sich
weiter unterrichten will, der wird vielleicht einige Auskunft
finden in meiner „Türkischen Reise", erschöpfende Be
lehrung aber in dem Buche von Cyprien Robert über
die „Slawen in der Türkei", welches Leute und Land
zwar ein wenig schönfärberisch, aber im ganzen richtig
schildert. MarkoFedoro witsch hat dasselbe, unter dankenZ-
werther Berichtigung einigerJrrthümer des französischen Autors,
in das Deutsche übertragen. Diese Uebcrsetzung, 1847 in
zwei Bänden bei Arnold in Dresden erschienen, verdient em
pfohlen zu werden.