Full text: Wilhelm Gerhard's Gesänge der Serben

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(angeblich ebenfalls der Name einer heidnischen Göttin der 
alten Serben) und daß dieses Oberhaupt nicht ans einem 
Sessel thront, sondern tanzt • Die Dodola ist statt mit Blu 
men, mit Bachweiden, Schilf- und Wasserpflanzen umkränzt 
und dreht sich mit unglaublicher Geschwindigkeit um ihre 
eigene Are, ähnlich einem tanzenden Derwisch. Die andern 
Mädchen tanzen um sie herum, wobei sie ihre Regenlieder 
singen, welche enden mit dem Refrain „oj dodo, oj dodo, 
dodole“. Endlich erscheint Jemand ans dem Hause und 
schüttet der Dodola ein Gefäß Wasser über den Kops. Da 
nach kann es natürlich nicht mehr fehlen, daß der Regen 
bald eintritt, und jubelnd zieht man dann weiter. 
Daß die Kinder, sowohl die Pfingst- als die Regen- 
Mädchen, hei solchen Gelegenheiten beschenkt oder wenigstens 
mit Erfrischungen gelabt werden, versteht sich von selber. 
Ich kann nur schwer der Versuchung Widerstand leisten, 
noch einige Mittheilungen zu machen über andere serbische 
Eigenthümlichkeiten, z. B. über die Gebräuche bei Hochzeiten 
und bei Begräbnissen, über die Blutrache, über den Glauben 
an den bösen Blick und an Vampyre u. dgl. Allein ich 
fürchte, den mir zugemessenen Raum zu überschreiten. Ich ver 
weise daher den geneigten Leser auf die kurzen Anmerkungen, 
welche ich den einzelnen Gedichten beigefügt habe. Wer sich 
weiter unterrichten will, der wird vielleicht einige Auskunft 
finden in meiner „Türkischen Reise", erschöpfende Be 
lehrung aber in dem Buche von Cyprien Robert über 
die „Slawen in der Türkei", welches Leute und Land 
zwar ein wenig schönfärberisch, aber im ganzen richtig 
schildert. MarkoFedoro witsch hat dasselbe, unter dankenZ- 
werther Berichtigung einigerJrrthümer des französischen Autors, 
in das Deutsche übertragen. Diese Uebcrsetzung, 1847 in 
zwei Bänden bei Arnold in Dresden erschienen, verdient em 
pfohlen zu werden.
	        
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