13
all der Entstellung und Schmähung knirscht unter dem
Zahn, hier und da ein Körnchen Wahrheit, dessen Salz
den Muskelbau der Nation fördert.
Bei uns? „Der jibts ihnen amtlich!" Noch hallt
im Ohr das Hohngelächter nach, das in dem dialek
tischen Spiel von Johannas Leben und Sterben jeden
gegen England von der Sehne geschnellten Pfeil um
brauste. (Auch jede gegen die Kirche geschleuderte
Flattermine zündete; nur die Wenigen, die im Haus
Karamasow den Großinquisitor die Sache der Kirche
wider Jesum plaidiren hörten, grüßten schaudernd den
großen Schatten.) „In anderen Sprachen bezeichnet
das Wort Verräter unredliche, treulos hinterlistige
Leute, die fälschen und trügen. So ists nicht bei uns.
Jeden, der sich nicht blind und taub den englischen
Interessen verknechtet, nennen wir Verräter.“ Eine
Lachsalve folgte den Sätzen (die Warwick, der Briten
feldherr, ungefähr so spräche, wenn er Deutsch gelernt
hätte). Auf Londons Bühne darf mans sagen: Viel
Ärgeres noch. Wenn ich solchem foil-fencing zuschaue,
überwächst den von der behenden Klingenführung er
wirkten Genuß, immer wieder, die Bewunderung des
Volkes, das, trotz ererbtem Cant, so seelenruhig sich in
Spotthagel ausliefern läßt.
Und bei uns?
* »
*
S chrecklicher Einfall .... Werden Sie, Herr Pro
fessor, etwa beschuldigt, dadurch, daß Sie den von
Ihnen so innig gerühmten Marschall nicht den Rittern
vom Geist zuzählen, wider die deutschen Interessen
(oder wie mans, mit einem aus dem holländischen in
unseren Niederrhein geschwemmten Wort, jetzt gern
bezeichnet: Belange) gehandelt zu haben? Wers tat,
ist nicht nur im Warwickshire der Bretterwelt ein
Verräter; und nicht dort nur ist keine Torheit allzu