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mehr der dir bekannte empirische Mensch.
Er wurde uns zum Symbol eines besseren
Deutschland.“ Ich glaube es! Aber auch ich
darf behaupten, daß nicht mein kleines dunkles
Stück Menschenschicksal hier in Frage steht,
sondern auch etwas Symbolisches: das Los
der aufrechten aufrichtigen Wahrheit im
Deutschland der Gegenwart. Wenn man
in Deutschland nicht mehr Wahrheit suchen
darf oder wenn man in Deutschland nicht
mehr die Wahrheit vertragen kann, dann ist
Deutschland eben dahin. Und Fichte und
Kant würden sagen: „Dann soll Deutschland
dahin sein.“ Man sagt nun freilich: „So denkt
kein Patriot.“ — Ich möchte mit Hölderlins
Worten zurückstöhnen: „Habt Ihr an mir einen
Patrioten erzogen?“ „Du bist destruktiv“, be
kam ich immer zu hören. Aber ich beklagte
es sehr, daß so oft ich die Wahrheit oder
die Gerechtigkeit suchte, ich mich in Deutsch
land in Opposition befand. Wenn aus dem
deutschen Menschen die Stimme der Vernunft
spricht, so ruft seine halbe Umwelt: „Du
sprichst die Sprache des feindlichen Aus
lands.“
E xzellenz, ich spüre keine Sendung zum
politischen Märtyrer. Längst habe ich aus
der Geschichte gelernt, daß die Menschen
für alle Märtyrer große Sympathien hegen,
ohne daß sie das je verhindert hat, die Mär