Full text: Hindenburg

34 
I ch weiß nicht, Exzellenz, ob dieser Brief 
um Gerechtigkeit je vor Ihre Augen, je vor 
Ihr Bewußtsein gelangt. Er wird wohl wie 
alles Gedruckte schnell spurlos versinken. 
Wir Menschen beten alle nur so ins Blaue 
hinein. Aber für die wenigen, die mich kennen, 
lesen und verstehn, möchte ich zum Schluß 
doch auch ein Letztes andeuten, das große 
Rätsel, um das wir Philosophen seit je uns 
bemühen. 
Ich weiß es genau: die Geschichte ist eine 
* Legende, ein Mythos, eine Lüge. Aber ich 
glaube zu wissen, daß diese Lüge zu den 
Notwendigkeiten des Lebens gehört. Ich 
glaube zu wissen, daß ein Volk das Wunsch- 
und Wesensbild, das es von sich selber dichtet 
und dichten muß, sich nimmer betasten und 
befingern, zerlegen und aufklären lassen 
kann, ohne sich selber preiszugeben. Ich aber 
habe an den Schlaf der Welt gerührt. So un 
sinnig, gemein und niederträchtig das Han 
deln des Pöbels gegen mich ist und so wenig 
irgend ein Minister das Recht hat, über mich 
das Urteil zu sprechen, das ich selber spreche, 
in einem tieferem Sinne dürfte vielleicht selbst 
in meinem Untergang ein Schicksalssinn 
liegen. Und ich würde gern untergehn, wenn 
das, für das Volk, das ich liebe, notwendig 
wäre. Ich glaube, daß der Genius der Rasse 
und Landschaft nicht nach Werten und nicht
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.