Full text: Hindenburg

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des Reiches, das ist und, als „demokratische Republik“ 
(vastehste?), das Recht hat, seinen Willen zu wollen: 
Antwort auf diese Frage hielte uns hier allzu lange auf; 
gehört auch kaum zu dem Thema von heute. Sie 
wittern ein Stückchen Barbarentum in dem Marschall 
und nennen ihn mit dem selben Atem und mit dreifachem 
Superlativ „die unpolitischste, einfältigste, treugläubigste 
Natur“. Beleidigung? Kindlichem Anbetungdrang 
mag es so klingen; keinem nüchtern Mündigen. Schon 
vor Sedan seufzte Bismarck, wenn ihn der Gedanke an 
die seit Schleswig - Holstein im Feld gebliebenen 
Menschen beschleiche, lasse ihn der Gewissenszweifel 
an der stets redlich behaupteten „Unvermeidbarkeit“ 
der Kriege nicht schlafen. „Moltke“, hörte ich ihn 
sagen, „war eher eine blutgierige Natur; die Gewißheit 
einer Kriegserklärung konnte den im Dienst sonst 
Schweigsamen bis in Wortwitze erheitern“. So empfindet 
Kultur, der Sie Barbarei, im goethischen Sinn, gegen 
setzen. So darf kaum, wird niemals empfinden, wer 
die Nerven zu dem Ausspruch hat, an dem „Einsatz“ 
von zweihunderttausend Mann dürfe die Sache doch 
schließlich nicht scheitern. „Der Krieg bekommt mir 
besser als eine Badekur.“ „Seit meiner Kadettenzeit 
habe ich nie ein Buch gelesen, das nicht vom Militär 
wesen handelte." Die Richtigkeit dieser tausendmal 
gedruckten Sätze ließ der Marschall nie bestreiten. 
Kann er dadurch gekränkt sein, daß Sie, Doktor und 
Professor der Philosophie, jeder Zoll ein Mensch des 
Logos, ihn nicht zu den „Geistigen“ zählen? 
Ich besinne, ob vielleicht die staatlicher Obhut 
Untertanen Professores (Bekenner?) nach Landesbrauch 
jede Kritik, selbst die sanfteste, der im Staat Vorragen 
den meiden müssen. Denn aus hundert „angesehenen" 
Blättern wurde vor und in dem Wahlkampfe von „un 
zweifelhaft Gutgesinnten“ und „tadellos Reinblütigen“ 
der Feldherr-Kandidat mit dem gröbsten Kaliber be
	        
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