268 Beilage I.
zunächst gezeigt ist, dafs der Krieg an und für sich betrachtet
ein grofses Elend ist, heifst es über die Stellung der Frauen in
und zu demselben:
Und die Frauen, was thun sie?
Ehemals, als sie noch nicht wufsten, was das Vaterland
ist und der Staat, was sie denselben schulden; als sie gleich
gültig blieben gegenüber allem, was die Männer bewegt, da
weinten sie, am Herdfeuer sitzend, und sehnten sich nach der
Rückkehr der Abwesenden. Sie entmutigten dieselben durch
ihre Thränen, sie machten sie feige, indem sie sie baten, zu-
zurückzukehren — als wenn das von den Menschen abhinge.
Als wenn die Männer, einmal aufgerufen zur Verteidigung des
Landes, das Recht hätten, an irgend etwas anderes mehr zu
denken, als an das Land. Jetzt aber, heutzutage, kennen die
Frauen ihre Pflichten, jetzt wissen sie, welche Pflicht der Dank
barkeit das Vaterland den Männern auferlegt hat für alle die
Wohlthaten, die es beständig allen Bürgern erweist — jetzt
sollten die Frauen schwach sein und gleichgültig wie früher?
Nein! Sie haben gelernt, dafs man den Mut besitzen mufs,
sich von seinen Söhnen zu trennen und sie ihren Militärdienst
machen zu lassen. Sie wissen jetzt, dafs es unbedingt nötig
ist und dafs es thöricht wäre, sich dieser Notwendigkeit ent
ziehen zu wollen. Sie haben ihre Brüder und ihre Männer,
die der Reserve angehören, sie verlassen sehen, um ihre acht-
undzwanzigtägige Übung zu machen, und sie haben diese Ver
pflichtung willig aufgenommen, denn sie wissen, dafs es für die
Ehre und die Wohlfahrt des Vaterlandes geschieht und dafs
es gilt, die Wiederkehr des Unglücks, das wir haben durch
machen müssen, zu verhindern.
Die Mutter ist jetzt alt. Das letzte Mal, da der Feind
unsere Grenzen überschritt, war sie noch stark und rüstig; sie
hat ihren Mann im Kriege verloren; ihre beiden Söhne sind
mittlerweile herangewachsen; mufs sie dieselben nun den feind
lichen Kugeln aussetzen? — Die Kinder werden ihren Vater
rächen, hat man ihr gesagt.
Nein, die Kinder haben ihre Väter keineswegs zu rächen:
wenn das der Fall wäre, so würden diejenigen, welche niemand
zu retten haben, ruhig zu Hause bleiben können. Der Krieg
ist keine Rache, er darf nicht einmal eine Vergeltung sein —
denn wenn jeder Besiegte nach Rache verlangte, dann würde