Full text: Der Weg des Zentrums

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geirrt, Demokratie und Autorität sind durchaus verein 
bar, denn man kann nicht durch Mehrheitsbeschluß die 
sittliche Weltordnung Gottes abschaffen. Wenn die 
deutsche Demokratie mit religiösem, sittlichem, 
kirchlichem, philosophischem, künstlerischem Nihilismus 
sich so gerne und leicht identifiziert, so muß festgehalten 
werden, daß es sich hier um eine Nuance und eine 
Spielart handelt, die mit dem eigentlichen Wesen der 
Demokratie nichts zu tun hat. Jene Nuance stammt 
aus dem romanischen Liberalismus, als 
einem Nachprodukt des voltairianischen Enzyklopädis- 
mus, dem sich sogar ein Mann, wie Jean Jacques 
Rousseau, widersetzt hat. Es wird von der Demo 
kratie, wie sie sein muß, noch in anderen Zusammen 
hängen die Rede sein. 
Zur Zeit ist jedenfalls die deutsche Demokratie von 
bestimmten Vevölkerungsschichten abhängig, eben den 
genannten der wirtschaftlichen Beweglich 
keit, die, aus ihren Interessen heraus und bestimmt 
durch eine scharf formulierte wirtschaftspolitische Ethik, 
den Gang der Politik beeinflussen will. Auch diese 
Wirtschaftsschicht ist ziemlich stabil und stationär. Sie 
hat sich um die Zahl jener, die nicht grundsätzlich orien 
tiert waren, vermindert, aber sie besteht noch und 
macht ihren Einfluß geltend, indem sie ebenfalls als 
eine nicht auszuschaltende Partei auftritt. 
Ueber die Sozialdemokratie braucht man kaum 
etwas zu sagen; sie ist und bleibt die Vertreterin der 
immer stärker werdenden wirtschafts- und sozialpoli 
tischen Schicht der u n s e l b st ä n d i g e n Fabrik 
arbeiter. Da man durchaus nicht gesonnen ist, der 
entscheidenden Expropriation der kapitalistischen Ex 
propriateure Einhalt zu gebieten, so wird die Um 
wandlung der gewerblichen Produktionsstände zum 
Fabrik - Industrialismus ungehemmt Fortschritte 
machen und die Zahl der Fabrikarbeiter größer 
werden. Zunahme der Fabrikarbeiter bedeutet Zu 
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