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nähme der Sozialdemokratie. Es mag in dieser Ent
wicklung Hemmungen geben, aber im Prinzip ist sie
nicht aufzuhalten. Der kapitalistische Industrialismus
erzieht sich ganz automatisch seine heftigsten Gegner
selbst, und der Liberalismus mit seinem Relativismus
unterstützt diesen Entwicklungsgang, weil er in sitt
lichen Dingen — der so oft zum Nihilismus wird —
die Tragkraft der sittlichen Autoritäten ver
mindert. Es muß also zuletzt mit einer Zunahme
der sozialdemokratischen Vürgerzahl gerechnet werden.
Mit anderen Worten: Die Sozialdemokratische Partei
basiert auf einer geschichtlich gewordenen Wirt
schafts-Schicht, deren numerische Bedeutung
nicht auszuschalten ist.
Ein Blick auf England genügt, um diesen unab
änderlichen Entwicklungsmodus festzustellen. England
ist das klassische Land des Zweiparteiensystems. Es
hat eine liberale Partei, die, in beachtenswertem Ge
gensatz zum romanischen und deutschen Liberalismus
in sittlichen und religiösen Dingen nicht dem Relati
vismus huldigt, sondern konservativ ist. Außer
dem hat diese liberale Partei von je den speziellen
Arbeiterfragen Verständnis und Sympathie entgegen
gebracht. Und doch hat sie das Aufkommen einer sozia
listischen Arbeiterpartei nicht zu verhindern vermocht.
Möchte man doch endlich erkennen, daß die hemmungs
lose Ausbreitung der industrie-kapitalistischen Herr
schaft naturgemäß das Wachstu in eines
revolutionär gesinnten Sozialismus
b e g ü n st i g t. Und daß dieses Wachstum nicht mit
Gewaltmitteln zu hindern ist. „Gegen Demokraten
helfen nur Soldaten", ist eine haltlose Staatsdoktrin,
die in ihrer psychologischen Jämmerlichkeit nicht ge
mindert wird, weil der alternde Bismarck sich zu
ihr bekannt hat.
In den Vereinigten Staaten macht sich die gleiche
Erscheinung bemerkbar. Auch dort ist die sozialistische