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Haber der Führung im Kampfe an Bedeutung zurück.
Die Verteilung und Uebertragung der Gewalt und
Macht aus der Sphäre des Einzelnen oder bestimmter
Klassen an die Allgemeinheit wird zu einer entwick
lungsgeschichtlichen Tatsache.
Im Altertum konnte die Demokratie nicht all
gemein werden, sie war die Regierungsform
der Freien, denen die Sklaven, die Technik
des wirtschaftlichen Betriebes besorgten. All
gemein konnte die Demokratie erst werden, als die
Erfindung der Maschinen die Beseitigung der ganzen
oder halben Sklaverei ermöglichte, die Menschen aus
der Tretmühle befreite.
Seit vielen Jahren lasie ich es mir angelegen
sein, aus diese Zusammenhänge zwischen Kultur und
Technik hinzuweisen. Einen großen Erfolg habe ich
leider damit nicht erzielt. Und doch kann nicht nach
drücklich genug betont werden, wie Fortschritt und
Zivilisation, im letzten Sinne Kultur, nur möglich
waren, weil die Maschine dem Menschen die
Sklaven arbeit: in Massen der Erfüllung
technischer Forderungen zu dienen, abnahm —, inso
fern man unter Kultur die Ausdehnung des Freiheits
und Eleichheitsbegriffs auf alle Menschen ansieht.
Die alten Kulturen bedurften der Sklavenarbeit,
der Einspannung der Massen in die Technik des Be
triebes. Erst als es technisch möglich ward, die Masten
aus der Dumpfheit der Tretmühlen-Atmosphäre zu
befreien, konnte allgemeine Kultur entstehen.
Die Fortentwicklung des Prinzips führt mit innerer
Kulturnotwendigkeit zur Demokratie. D i e M a s s e n
emanzipieren sich, weil es technisch-wirtschaft
lich möglich ist. Sie lösen sich vom Heerführer (vom
Herzog), vom Landesherrn — als dem Besitzer aller
Macht und Gewalt — vom Grundherrn, vom Privi
legierten. Die „Macht" — bisher technisch dem Ein
zelnen inkorporiert — verteilt sich auf die Gesamt-