Full text: Der Weg des Zentrums

60 
für Frankreich bedeuteten, welche Scheusale auf dem 
russischen Thron saßen, wie gewissen- und schamlos 
Monarchen ihren Glauben wechselten, nur um Kronen 
zu bekommen, welcher Unrat von Infamie und sexuellen 
Ausschweifungen sich mit der Monarchie verknüpfte. 
Hoch über allem stand die Hohenzollernmonarchie, die 
der preußisch-deutsche Lehrer und Oberlehrer als den 
Ausdruck sublimen deutschen Wesens zu preisen hatte 
und aus Ueberzeugung pries. Denn so hatte 
er es in Seminar und Hochschule gelernt. Ein Bei 
spiel für viele. Als ich vor einiger Zeit mich in meiner 
„Südd. Kons. Korresp." gegen den Fridericus-Kult 
wandte, und mit eigenen Worten des Königs nach 
wies, wie sich dieser Mann in unflätiger, gehässiger, 
an Frivolität nicht zu überbietender Weise gegen 
die evangelischen Pfarrer seines Lan 
des benahm, da wußte mir von diesen typischen Ober 
lehrern der Herr Studienrat Egelhaaf in Stuttgart 
mit nichts anderem zu erwidern, als mit den abgestan 
denen Schulphraseologien des „Großen Friedrich" Per 
sönlichkeit zu verteidigen. 
Wer die Geschichte der Monarchien und Monarchen 
vorurteilslos und unbefangen studiert, kann nicht zu 
ihrem Lobredner werden, ganz unmöglich. Abgesehen 
davon, daß die Geltendmachung der dynastischen Vor 
teile hundertfach die nationalen und völkischen und 
wirtschaftlichen Interessen der Völker schädigte — 
rein persönlich tritt doch so erstaunlich wenig 
höheres Menschentum bei all diesen Fürsten in Erschei 
nung, daß man geradezu entsetzt ist. Kabalen, Intrige, 
Neid, Hoffart, Hochmut, Gewinnsucht, Feigheit, freche 
Ausschweifung und dazu in der Regel kleinstes Format 
im Intellektuellen und Bildungsmäßigen. Nein, die 
Monarchen sind nicht das Idealbild, das die frommen 
Bauern evangelischer und katholischer Observanz in 
Oberbayern und Westfalen in ihrem Herzen tragen. 
Es sind ach so kleine Menschen, keine Spur von 
einer Eottgesalbtheit. Ob sie Bourbonen, Hohen-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.