Full text: Der Weg des Zentrums

70 
ihrer religiösen Stellung meist durch den liberalen 
Standpunkt bestimmt werden. 
Dieser ostelbisch-preußische Geist kann nur über 
wunden werden, wenn das Deutsche Reich föderalistisch» 
wenn dem Ostelbiertum seine Waffe entzogen wird, in 
dem man Preußen in seine natürlichen Bestandteile 
zerlegt und so der Preußengeist automatisch als die 
Oeffentlichkeit beherrschende Macht aus dem politischen 
Leben ausscheidet. Man gebe den Niedersachsen und 
Kurhessen ihr Land zurück, auf das sie geschichtlich 
und inoralisch ein Recht haben, man gebe 
dem Rheinland wieder seine alte Selbständigkeit, als 
dem Ursprungsland jenes westlichen Deutschtums, das 
mit dem südlichen das Deutschland prägte, das als 
kulturelle Macht den Begriff Mitteleuropa schuf, das 
werbend und ausgleichend ein Faktor der Völker 
versöhnung ist. 
Alle Zentralisation ist grundsätz 
lich vom Uebel. Wir erleben es jetzt im Wirt 
schaftlichen. Die Zentralisation erzeugt Hypertrophie, 
sie hindert eine gesunde Blutverteilung. Wird 
Deutschland in seine natürlichen Länder zerlegt, so 
wird einerseits der immer noch herrschenden Klein 
staaterei ein endgültiges Ende bereitet und auf der 
andern Seite zerteilen sich zusammengeballte Kräfte 
und fließen in lebenspendende Seitenkanäle. Reichs 
Gliederung im Rahmen der Einheit. Das war immer 
Prinzip deutscher Entwicklung. Wohl artete der deut 
sche Föderalismus im Laufe der Jahre zum Partikula 
rismus aus, zum Partikularismus der Feudalen und 
Dynastien; das war die Uebertreibung desPrinzips. 
Nunmehr, da die D y n a st i e n verschwunden sind, 
kann man die geschichtlich gewordenen Glieder und 
Stämme des deutschen Volkes wieder in ihre natür 
lichen Rechte einsetzen nach dem Paragraph 18 der 
Reichsverfassung. Der Einheitsstaat nach außen, ohne 
Sondervertretung der Länder bei den auswärtigen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.