88
wird es unter ihnen Große und Kleins, Dumme und
Gescheite, Gebildete und Ungebildete, Kranke und Ge
sunde, Vornehme und Verbrecher, Liberale und
Konservative, Demokraten und Sozialisten, Religiöse
und Atheisten, Banausen und Kunstverständige,
Phlegmatiker und Choleriker, Trinker und Nüchterne
geben, kurz: die ganze Skala menschlicher Depositionen
aus allen Gebieten des Biologischen und Cha-
rakterologischen wird vertreten sein. Da ist es doch
ganz natürlich, daß auch zur liberalen Presse mit ihren
agitatorisch-verletzenden Anwürfen gegen Religion und
Kirche die Juden ihr Kontingent stellen. Run
wird man einwenden: wohl, aber der Prozentsatz ist
größer. Zugegeben, es wäre so — was wird daraus
bei objektiver Betrachtung folgen? Da die jüdische
Bevölkerung hauptsächlich in den Städten wohnt,
in den Städten die große Presse erscheint und die Juden
in großer Anzahl in den sog. geistigen Berufen tätig
sind, so ist es wiederum naturgemäß, daß bei der Ab
wanderung zu den Betrieben geistigen Charakters die
Juden ein entsprechend größeres Kontingent stellen
müssen.
Ein Bild aus dem wirtschaftlichen Leben
veranschaulicht das am leichtesten. Ein Hauptsatz im
antisemitischen Katechismus lehrt, daß die Juden l9mal
stärker am Bankerott beteiligt sind, als die Christen.
Dies Argument hat in Volksversammlungen immer
mächtig eingeschlagen. Und doch steckt eine Gewissen
losigkeit darin, die um so verwerflicher erscheint, als
sie bei einem Mindestmaß von gutem Willen leicht zu
erkennen ist. Bankerott kann nur der Kaufmann
machen. Von der Schicht des Kaufmanns scheiden aber
von vornherein Millionen von Christen aus: Arbeiter,
Bauern, Handwerker. Von der halben Million Juden
indes, die in Deutschland wohnen, ist ein ganz erheb
licher Prozentsatz im kaufmännischen Betriebe tätig.
Jene vielen Millionen können gar nicht in die Lage