Melancholie. VOM
Dementia senilis: Alter. Fortschreitende Urteils- und
Gedächtnisschwäche.
Epilepsie: In der Anamnese Krampf- und Schwindel-
anfälle. Zungenbisse wichtig! _Rascher Ausbruch und
rasches Abklingen. Meist Verwirrtheit und Desorientierung.
In den Halluzinationen oft Engelvisionen, Gottesstimme,
himmlische Musik u. dergl. oder Sehen von Blut und kon-
zentrisch andrängenden Massen. Angstattacken, auffallende
Gereiztheit mit explosiver Gewalttätigkeit. Selten echte
ldeenflucht, häufig Perseveration, Verbigerieren, Aphasie.
2. Melancholie.
Aetiologie: Die gleichen Verhältnisse wie bei Manie. Aus-
lösend wirken ausserdem vor allem Sorge, Kummer, Schwanger-
schaft, Klimakterium. Mit Vorliebe entwickelt sich das Leiden
gerade im Rückbildungsalter, auch bei Männern. Es besteht
immer eine grosse Neigung zu nochmaliger Erkrankung an
Melancholie, auch zum Abwechseln mit Anfällen von Manie.
Beginn: Meist geschieht die Entwicklung allmählich.
Ein Vorstadium mit Kopfschmerz, Schlaflosigkeit, Appetit-
mangel, allgemeiner Schlaffheit oder Unruhe, zahlreichen
unangenehmen Empfindungen kann sich über Wochen und
Monate erstrecken. Es entwickeln sich Niedergeschlagenheit,
Neigung zum Grübeln und Weinen, Arbeitsunlust, Angst-
gefühl; steigende Verzweiflung bis zum Lebensüberdruss.
Verlauf: Im Vordergrunde des ganzen Bildes stehen
anhaltend ‚traurige Verstimmung bzw. Angst, Hemmung
des Denkens mit Gefühl der eigenen Unfähigkeit (Sub-
jektive Insuffizienz; S."77), Bewegungsarmut_ und Einsilbig-
keit, eventuell zeitweise ängstliche Erregung. Neben dem in
der Regel vorhandenen Versündigungswahn mit Selbst-
vorwürfen. können hypochondrische Vorstellungen oder Ver-
armungswahn sich ausbilden. Die Wahnideen sind meist
sehr einförmig. Auch schreckhafte Sinnestäuschungen und ein-
zelne Zwangsvorstellungen kommön vor. Seltener und mehr
flüchtig sind Verlolgungsideen auf Grund der Angst. Zumal bei
älteren Leuten findet sich gelegentlich negativer Grössen-
wahn (vgl. S. 105). Im Anfalle heftiger Angst kann es
zu vorübergehender Trübung des Bewusstseins mit Neigung
zu Gewalttätigkeit kommen: Raptus melancholieus. Sonst
ist die Orientierung erhalten. Bei stärkster Hemmung des
Denkens und Handelns bilden sich” vorübergehend selbst
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