Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

! Spezieller Teil. 
stuporöse Zustände mit Katalepsie und Flexibilitas cerea 
aus (S. 77). Sehr gross ist die Selbstmordgefahr. 
EEE 
Man kann folgende Formen unterscheiden: 
1. Melancholia simplex: Traurige Verstimmung mit 
leichter Denk- und Bewegungshemmung. ‚Subjektive Insuffizienz. 
Aeusserlich ‚geordnetes Gebahren. Doch auch hier besteht oft 
Selbstmordneigung. 
2. Melancholia agitata sive activa, Angstmelancholie: 
Angst, motorische Unruhe, lautes Jammern, seltener ängstliche 
Ideenflucht und Tobsucht. (Vgl. Mischzustände S. 129.) 
3. Melancholia attonita sive stupida sive cum stu- 
pore: Depressiver Gesichtsausdruck bei starker allgemeiner Hem- 
mung bis zum Stupor. KEinsilbigkeit bis zu Mutismus. 
Prognose: In der Mehrzahl der Fälle Heilung des ein- 
zelnen Anfalls; doch beträgt die Krankheitsdauer 1/2 bis 1, ja 
bis 5 Jahre und mehr. Seltener ist der Ausgang in chronische 
Schwächezustände. (Hinzutreten von Arteriosklerose?) Der Tod 
kann durch Komplikationen oder Selbstmord erfolgen. Dazu kommt 
die grosse Neigung zu Neuerkrankung an Melancholie oder Manie, 
Therapie: Strengste Ueberwachung! Bettruhe. Abends 
längeres warmes Bad. Tags Opium (siehe S. 188), Pantopon oder 
Codein (3 mal tägl. 0,01) steigend. Nachts Schlafmittel nach Bedarf. 
Untersuchung auf Melancholie. 
Anamnese: Zu forschen nach Heredität und aus- 
lösenden Ursachen. Ist früher schon ein Anfall von Me- 
Jancholie oder Manie voraulgegangen ? Je 
Praktisch wichtig ist auch, ob der Patient Lebensüberdruss 
geäussert hat, ob in der Familie Neigung zum Selbstmord besteht. 
Status som.: Sind Lichtreaktion der Pupillen und 
Kniephänomene normal? Fehlt artikulatorische Sprach- 
störung? Fehlen Liquorveränderungen? 
Meist finden sich starre, schmerzyolle Gesichtszüge. Lang- 
same Bewegungen. Leise“Sprache. Zunge belegt. Foetor ex ore. 
Anacididät. Obstipation. Abmagerung. Schlaflosigkeit. Niedrige 
Temperaturen, auch Cyanose und Oedeme. Gewöhnlich langsamer 
Puls, doch bisweilen anfallsweises Herzklopfen mit Pulsbeschleu- 
nigung, Präkordialangst, Oppressionsgefühl. — Keine charakte- 
ristischen Veränderungen. 
Status psych.: Anhaltend traurige Verstimmung oder 
Angst? (S. 73.) Denkhemmung? (S. 91.) Bewegungsarmut 
und Einsilbigkeit? (S. 76.) Versündigungswahn? (S. 105.) 
Lebensüberdruss ? 
Die übrigen in Betracht kommenden Symptome siehe unter 
Verlauf. a FR 
7 ; A 0 A IN x 2 ) 7 
A A AA 
198
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.