Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Spezieller Teil. 
Querulantenwahnsinn findet sich bei Paranoia chronica, doch 
auch bei anderen Psychosen und Hysterie. Häufig handelt es 
sich um mehr vorübergehende Wahnbildung von Psychopathen 
(vgl. S. 132) resp. um eine überwertige Idee (S. 104). 
Ueber Induziertes Irresein und über Eifersuchts- 
wahn siehe S. 104. 
Delirien bei Infektionskrankheiten. 
Aetiologie: Delirien können im Inkubations- oder Initial- 
stadium entstehen durch Bakterien bzw. deren 'Toxine, die 
ins Gehirn gelangen: Inkubations- und Initialdelirien. Oder sie 
treten auf der Höhe des Fiebers auf: Fieberdelirien. Aber sie 
können sich auch erst nach Abfall der” Temperatur einstellen: 
Deferveszenzdelirien; sowie durch die nachfolgende Erschöpfung 
veranlasst sein: Kollaps- und Inanitionsdelirien. 
Besonders bei Typhus, Gelenkrheumatismus, Chorea und 
Endokarditis, Influenza, Pneumonie, Pocken, Masern, Scharlach. 
Diphtherie, Erysipel, Keuchhusten, Phthise, Puerperalfieber. 
Beginn: Der Ausbruch erfolgt plötzlich unter den 
Zeichen der Erregung oder der Benommenheit. _BSinnes- 
täuschungen, wahnhafte Situationsverkennung, ängstlicher 
oder heiterer Affekt sind zu beobachten. 
Verlauf: Meist, entwickelt sich eine traumhafte Be- 
wusstseinstrübung mit Desorientierung, unruhigem Umher- 
kramen oder lebhafter motorischer Erregung und mit mannig- 
fachen Sinnestäuschungen. Allerlei Geräusche, Musik und 
Stimmen werden gehört, Sterne, Bilder, Gestalten gesehen. 
Manchmal besteht ein Gefühl von Schwanken. Verfolgungs-, 
Versündigungs-, Grössenideen können sich einstellen. Oft 
besteht Inkohärenz des Gedankengangs (vgl. S. 92) und 
wechselnder Affekt: Angst, Niedergeschlagenheit, Zorn, 
Verzückung, heiteres, erotisches Wesen, Apathie. Mit Schwer- 
besinnlichkeit und Merkfähigkeitsstörung (S. 108) verbindet 
sich Neigung zu Konfabülationen (S. 107). Mehr episodisch 
beobachtet man gelegentlich Manieren und Stereotypien, 
stuporöses Verhalten oder plötzliche Gewalttätigkeit bzw. 
Selbstmordversuche. 
Prognose: In Stunden, Tagen, seltener Wochen ist Heilung 
zu erwarten, falls nicht die Grundkrankheit zum Tode führt, 
oder Kollaps, Phlegmone, Sepsis, Fettembolie das Leben ge- 
fährden. 
Therapie: Ueberwachung. Gute Ernährung. Milde Hydro- 
therapie. Kxzitantien. Vorsicht mit Schlafmitteln! 
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